21
Jul
2005

"Ich steh´ ständig unter Strom"

"Im Namen des Volkes" hat die 11. Zivilkammer des Landgerichts Duisburg eine Klage von Brigitte Diesterhöft aus Röttgersbach abgewiesen. Sie und ihre Nachbarn Müller wollten gemeinsam Funkantennen von D 2, die in ihrer Nachbarschaft stehen, stilllegen lassen.

"Ich habe mich längere Zeit gewundert, warum ich Herz-Rhythmus-Störungen habe, warum mir so oft schwindelig ist, warum ich so oft Infekte bekomme", sagt PDS-Ratsfrau Diesterhöft, die Am Kreyenbergshof wohnt. Medizinisch sei, so die ärztlichen Untersuchungen, alles in Ordnung, berichtet sie weiter. Also ließ sie nachforschen, warum sie ständig das Gefühl hatte, "unter Strom zu stehen".

Ein Blick in die Nachbarschaft machte sie stutzig: Seit Mitte der 1990er Jahre waren auf dem Dach des nahen Hochhauses Am Hüskenbusch 2 immer mehr Antennen für den Mobilfunk aufgestellt worden. Zwölf Antennen habe man D 2 genehmigt, sagt ein Sprecher der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG), die Eigentümerin des Mehrfamilienhauses ist. In Betrieb seien derzeit neun. D 2 Vodafone streitet ab, so viele Antennen dort zu betreiben. Auch andere Netzanbieter hätten dort ihre Sendeanlagen - die LEG weiß davon nichts.

Nicht nur Diesterhöft leidet, wie sie sagt, unter den Funkstrahlen der gerade mal 35 Meter von ihrem Wohnzimmer entfernt installierten Antennen. Auch ihre Nachbarn Müller sind betroffen. "Unsere Kinder leiden unter Schlafstörungen, haben häufig Kopfschmerzen." Der einzige sichere Raum in ihrem Haus, sagt Doris Müller, sei im Keller: Dort sei deshalb schon das Nachtlager der Mutter eingerichtet worden.

In ihrem Arbeitszimmer, also dem Raum, der den Antennen am nächsten ist, und im Garten mag sich Diesterhöft schon gar nicht mehr aufhalten. Sie hat die Strahlenbelastung dort und in allen anderen Räumen messen lassen. Ergebnis: In den "Gartenzimmern" liegt die Belastung bei 820 bis 1300 Mikrowatt pro Quadratmeter. Im Freien ist die Strahlung genauso hoch. Deutlich geringer ist sie im Erdgeschoss - vermutlich, so Diesterhöft, weil die Hauptfunkwellen in größerer Höhe verliefen. Sehr gering belastet sind Gäste-WC, der Keller und die andere Seite ihres Gebäudes, also an der Haustür. Dort stellten die Umweltanalytiker 2 bis 10 Mikrowatt fest.

Für Diesterhöft und ihre Nachbarn Grund genug, das Abschalten der Anlagen zu verlangen. Oder aber den Betreiber zumindest zu verpflichten, eine fachgerechte Abschirmung mit zu finanzieren.

Da spielte das Gericht nicht mit. Es folgte den deutschen Richtlinien, wonach die Mobilfunk-Grenzwerte bei 9000 Mikrowatt liegen (siehe Flyer der Duisburger Bürgerinitiative Elektrosmog/Mobilfunk: Krank durch Mobilfunkstrahlen). Die Röttgersbacherin allerdings fordert, dass diese Richtwerte gesenkt werden. Denn: Bereits bei einer Funkleistung von 0,001 Prozent der jetzigen funktioniere die Mobiltelefonie.

Vodafone und LEG bleiben nach der abgewiesenen Klage hart: Sie wollen den Klägern nicht entgegenkommen, auch nicht durch Kostenbeteiligung für Abschirmmaßnahmen (z.B. Spezialfenster und Wandverkleidungen). D 2-Sprecherin Sabine Goossens: "Die Sorge der Bürger ist unberechtigt. Wir halten die Grenzwerte ein und unterschreiten sie auch oft. Vom Mobilfunk geht keine Gefahr aus." Und die LEG sagt: "Wir sind nur die Vermieter und nicht für den Betrieb der Anlagen zuständig."

Omega es stimmt nicht, dass vom Mobilfunk keine Gefahr ausgeht. Siehe Mobilfunk und Gesundheit unter: http://omega.twoday.net/stories/303598/ und „Grenzwerte und Mobilfunk“ unter: http://omega.twoday.net/stories/242821/

19.07.2005 Von Gregor Herberhold

http://www.nrz.de/nrz/nrz.nachbarstadt.volltext.php?kennung=on1wazLOKStaHamborn38550&zulieferer=waz&kategorie=LOK&rubrik=Stadt%AEion=Hamborn&auftritt=NRZ&dbserver=1


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