Neue Messungen sollen die Elektrosmog-Belastung in Niedersachsen ermitteln. Experten kennen jetzt schon die Ergebnisse.
von Kai Schöneberg
Auf jeden Fall gab es schöne Kulis und Hochglanzbroschüren. Damit gleich alles klar war, sagte Dagmar Wiebusch vom Informationszentrum Mobilfunk (IZMF) strahlend, dass "wir ja nicht an der Mobilfunktechnologie vorbeikommen". Thema auf der mit allerlei PR-Schnickschnack beschickten Pressekonferenz gestern im niedersächsischen Umweltministerium: Bis Ende Mai werden in Niedersachsen in 25 Kommunen Messungen zur Belastung durch elektromagnetische Strahlung durchgeführt. Das IZMF zahlt "unabhängige" Messexperten vom TÜV, das Umweltministerium ist sogar Schirmherr.
Ja, es gebe Menschen, die mit dem Thema Strahlenbelastung durch Elektrosmog "schwer umgehen könnten", begrüßte Staatssekretär Christian Eberl die Aktion. "Wir haben ja kein Sinnesorgan für die Strahlung". Deshalb müsse man "transparent machen, was an der Belastung dran ist". Die neuen Messungen des IZMF gingen über bislang vorgenommene hinaus. Allerdings, so Eberl, "haben wir bislang nichts feststellen können, was in die Nähe der Grenzwerte kam".
Dazu sollte man wissen, dass das IZMF ein eingetragener Lobby-Verein ist, den die Mobilfunkbetreiber laut Wiebusch mit jährlich zwei Millionen Euro sponsern. Das ist jedoch ein Pappenstiel im Vergleich zu den fast 100 Milliarden Mark, die Telekom, Vodafone, E-Plus und andere vor fünf Jahren für die Lizenzen für den neuen Handy-Standard UMTS bezahlt haben. Dazu kommen weitere Milliarden für die Installation der Technik.
Bislang ist UMTS in Deutschland jedoch ein Flopp. Ende 2004 gab es erst 250.000 Nutzer. Es sei ja "weitgehend unbekannt, dass die Strahlungen durch Mobilfunk hundert- bis tausendfach unter den Werten liegen, die gesetzlich zugelassen sind", beteuerte Wiebusch.
Siehe dazu „Grenzwerte und Mobilfunk“ unter:
http://omega.twoday.net/stories/242821/
"Ich weiß jetzt schon, was bei den Messungen herauskommt", sagt Peter Neitzke vom Ecolog Institut in Hannover, das seit 15 Jahren über Elektrosmog forscht: "Die Grenzwerte werden deutlich unterschritten werden." Allerdings, so der Biophysiker, seien die gesetzlichen Grenzwerte für Handy-Strahlung viel zu niedrig. In Deutschland seien 61 Volt pro Meter erlaubt, in der Schweiz nur 6. "Es sollten jedoch nicht mehr als 2 Volt pro Meter sein", betont Neitzke. Viele Experten hielten Veränderungen am Erbgut, Beeinflussung von Hirnfunktionen oder auch Nervosität und Schlafstörungen für möglich. Jede zehnte der derzeit in Deutschland installierten 70.000 Mobilfunk-Sendeanlagen könne gesundheitliche Probleme verursachen.
Omega 2 Volt pro Meter entsprechen 10 610,08 µW/m². Weit unter diesem Wert gibt es wissenschaftliche Studien, die die Schädlichkeit der Mobilfunkstrahlung belegen.
Durch Mobilfunk-Feldstudien zeigte die Uni Wien auf, dass es sehr weit unterhalb von 1 MilliWatt (=1000 Mikrowatt/m²) zu Herz-Kreislauf-Problemen und Gedächtnisleistungsstörungen kommen kann.
Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen, die z.B. schon nach 50 Minuten Bestrahlung bei 1000 Mikrowatt/m² eine signifikante Reduzierung der Gedächtnisleistung belegen. (Dr. Maier, Uni Mainz)
Aus der Erfahrungsmedizin ist bekannt, dass viele Menschen inzwischen schon ab 10 Mikrowatt/m² erkranken.
Seit Februar 2002 gilt der neue Salzburger Vorsorgewert von 1 Mikrowatt/m², der allerdings in Österreich auch nicht eingehalten wird.
Somit gibt es bei dem viel zu hohen Wert von 2 Volt pro Meter keinen vernünftigen Gesundheitsschutz und er ist deshalb nicht akzeptabel, sondern der neue Salzburger Vorsorgewert von 1 Mikrowatt/m² müsste eingehalten werden.
Auch Enno Hagenah von den Grünen hält Langzeitbeschwerden durch Handy-Masten nicht für ausgeschlossen. Zudem sei es "fahrlässig", wenn ausgerechnet das Umweltministerium die Mobilfunkbetreiber durch seine Schirmherrschaft unterstütze. Hagenah: "Es kann doch nicht sein, dass hier vor Auswertung der Untersuchungen quasi eine Generalabsolution erteilt wird." Neitzke wird deutlicher: "Die Messkampagne ist nur ein Beruhigungsbonbon für die Öffentlichkeit."
http://www.taz.de/pt/2005/04/15/a0409.nf/text.ges,1
"Ängste ernst nehmen"
15. April 2005
Mobilfunk-Petition für den Pongau geplant
ST. Johann (SN-S.P.). Bischofshofen machte den Anfang, St. Johann zog nach und nun will der ganze Pongau deren Vorbild folgen. Die Rede ist von einer Mobilfunk-Petition. In der Sitzung des Regionalverbandes Pongau am 19. April wird der Punkt behandelt. "Ich kann ich mir gut vorstellen, dass die Petition beschlossen wird", sagt Regionalverbands-Obmann und Bgm. Peter Brandauer aus Werfenweng.
Ähnlich wie in Bischofshofen und St. Johann soll die Pongau weite Resolution folgende Forderungen beinhalten: Einbeziehung der lokalen Bevölkerung, Überprüfung mehrerer Standort-Alternativen und
die Einhaltung des Salzburger Vorsorgewerts in der Höhe von einem Milliwatt pro Quadratmeter.
"Es geht uns um optimale Nutzung der Anlagen, die bereits da sind. Es kann nicht sein, dass jeder Anbieter eine Anlage hat."
Robert Gassner, Initiator der Petition in Bischofshofen, will eine bessere Zusammenarbeit zwischen Mobilfunkanbietern und der Bevölkerung erreichen. "Die Mobilfunk-Betreiber müssen unsere Ängste ernst nehmen."
Thomas Barmüller vom Forum Mobilkommunikation ist von den Pongauer Plänen wenig begeistert: "Zum einen ist der Inhalt der Petition oft widersprüchlich, zum anderen ist der Vorsorgewert bei UMTS nicht einhaltbar." Für Betreiber werde es unmöglich, neue Standorte für Sendeanlagen zu finden. "Auf Gemeinde-Gebäuden geht nichts mehr. Auf Privathäusern auch nicht, weil Besitzer den sozialen Druck nicht aushalten." Auch Bischofshofen werde seine Haltung zu spüren bekommen: "Bei der Vierschanzentournee wird mobile Kommunikation und Datenübertragung im gewünschten Maß kaum noch möglich sein.
http://www.salzburg.com/sn/05/04/15/artikel/1500843.html
Nachricht von der BI Bad Dürkheim
Leserbrief an die taz
Lang und holprig ist der Weg ...
Die wirtschaftliche Misere trägt auch dazu bei. Wenn nun auch noch die Mobilfunkindustrie zusammenbräche, nur weil ein paar „Spinner“ von Gesundheitsproblemen reden, ginge es mit Deutschland ganz den Bach runter!
Doch, hätten die so genannten „Spinner“ Warnleuchten auf ihren Köpfen installiert, so würden diese ständig „rot“ aufleuchten. Unsere Körper reagieren auf schädliche Umwelteinflüsse und auch auf Elektrosmog äußerst sensibel! Nun, leider haben wir keine Warnleuchten auf unseren Köpfen und wir können auch nicht die fremdbestimmte 24-stündige gepulste Mikrowellenstrahlung sehen. Es wäre auch ein grausames Bild! Und wenn man die Grenzwerte ziemlich hoch ansetzt, hat man auch viel Spielraum, um durch unnützige kostspielige Messungen die Menschheit von der „Ungefährlichkeit der Strahlung“ zu überzeugen bzw. die Menschheit zu „ver“-blenden!
Wenn aber bereits in einem „Jugend forscht“-Wettbewerb in einem süddeutschen Gymnasium mit einfachen Mitteln festgestellt wird, dass Handystrahlung innerhalb weniger Sekunden schon zu Clusterbildung (Geldrollenbildung) des Blutes führt, dass auch Nichttelefonierer in geringem Abstand betroffen sind, dann ist es an der Zeit, dass sich die Regierung einmal ernsthaft mit dem Thema Mobilfunk auseinander setzt. Das Zusammenkleben der Blutkörperchen kann zu Durchblutungsstörungen führen, sprich auch zu Thrombose. Des Weiteren kann die Oberfläche der zusammengeklebten Blutkörperchen nicht genügend Sauerstoff aufnehmen, d. h. Konzentrationsstörungen, Störungen des Kurzzeitgedächtnisses.
Dazu fällt mir dann nur noch die PISA-Studie ein. Zu den notorischen Handynutzern gehören nun einmal die Kinder und Jugendlichen. Nebenbei erwähnt, die britische Regierung hat Warnhinweise für die Handynutzung von Kindern und Jugendlichen herausgeben, da Schädigungen des noch nicht voll entwickelten Nervensystems zu befürchten sind.
Marianne Kirst
1) Info:
http://www.buergerwelle.de/pdf/cluster.jpg (Auswirkungen eines Handy Telefonats von nur 90 Sekunden Dauer)
2) Fünf Schüler leisten wichtige Basisforschung
http://omega.twoday.net/stories/568914/
http://tinyurl.com/3y9ole