14
Dez
2004

Das Handy ist die Schuldenfalle Nummer eins

Jede Woche suchen Jugendliche die Bonner Schuldnerberatung auf, weil ihnen das Wasser bis zum Hals steht - Die Stadt bietet eine Info-Box "Geld & Schulden" für Pädagogen an

Von Frank Vallender

Bonn. Handy-Rechnungen von mehr als 1 000 Euro im Monat sind bei jungen Bonnern keine Seltenheit. Mahnbescheide, die den eigentlichen Wert der bestellten Ware um das Vielfache übersteigen, auch nicht.

Bei der Schufa gingen 1999 rund 100 000 Erstmeldungen über Schuldner ein, denen die Handykosten über den Kopf gewachsen waren. 2002 lag die Zahl bereits bei 280 000. Das Handy ist die Schuldenfalle Nummer eins bei jungen Leuten, weiß Birck, der mit sieben Kollegen 250 Leute von 18 bis 25 Jahren berät.

Und wer nicht zahlt, der hat nach drei Monaten schnell eine Rechnung, die mit Mahngebühren, Anwalts- und Inkassokosten um das Sechsfache gestiegen ist. Dabei sind die Anbieter in der Regel rechtlich auf der sicheren Seite, sagt Ute Krüger von der Verbraucherzentrale. Sie und Birck kennen Ratsuchende, die schon mit Mitte 20 einen Schuldenberg vor sich herschieben. Andere haben für Freunde Verträge abgeschlossen - wie ein 19-jähriger Schüler: "Der hat deshalb 2 500 Euro Schulden."

Nicht immer zeigen die Gläubiger Verständnis. Immer häufiger müssen schon Lehrlinge Privatinsolvenz anmelden und bekommen deshalb nicht selten Schwierigkeiten in der Lehre.

Um dieser Entwicklung in Bonn gegenzusteuern, bietet das Jugendamt jetzt eine Info-Box "Geld & Schulden" an, die zum Vorbild den "Schuldenkoffer" der Schuldnerhilfe Essen hat. Laut Uli Hermanns vom Jugendamt ist die Box mit Videos, Comics, Fachliteratur und anderen Materialien ein Angebot des erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes, "mit dem Jugendliche ab 13 Jahren sensibilisiert werden sollen, wo die Kostenfallen liegen".

Da der Spaß am Konsum nicht genommen werden soll, gehe es vor allem darum, die Risiken kennen zu lernen, so Hermanns. Speziell für jugendliche Mobilfunk-Einsteiger bietet die Stadt zusätzlich eine kleine Broschüre an, die in einer jugendgemäßen Sprache Tipps für kostenbewusstes Telefonieren vermittelt. Auch Eltern können Hilfe erbitten. Denn nicht selten seien sie ein schlechtes Vorbild: "Auch viele Erwachsene wissen nicht, wie viel sie im Monat ausgeben", sagt Krüger. Und seien dementsprechend nicht in der Lage, ihren Kindern den richtigen Umgang mit Geld beizubringen.

Das Jugendamt bietet zurzeit zwei Boxen zum kostenlosen, vierwöchigen Verleih für Pädagogen an. Infos zur Box und zur Handy-Broschüre unter Telefon (02 28) 77 56 79. Die Schuldnerberatung hat die Telefonnummer (02 28) 96 96 60, die Verbraucherzentrale die (02 28) 9 76 69 34.

(13.12.2004)

http://www.general-anzeiger-bonn.de/index_frameset.html?/news/artikel.php?id=82653 (Auszug)

dazu der Kommentar von Frank Vallender:

Tropfen auf den heißen Stein

Wenn es darum geht, Kunden um den Finger zu wickeln, ist manch Handel treibender Zeitgenosse sehr einfallsreich. In Zeiten von Handy, Telefon-Hotline und Ratenzahlungen haben die Maschen, den Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen, hier und da noch um einige üble Varianten zugenommen. Und auch das eine oder andere vermeintlich seriöse Unternehmen trägt mit dazu bei, dass die Verbraucher immer schwerer den Preisdschungel durchblicken.

Erst recht nicht junge Leute. Die schöne bunte Warenwelt ist für sie zu verlockend, der Druck in der Clique zu groß, als dass sie den Versuchungen stets widerstehen können. In Bonn hat die Schuldnerberatung immer häufiger mit jungen Menschen zu tun, die nach dem Konsumrausch in der Schuldenfalle aufwachen.

Wie das Jugendamt selbst zugibt, wird das Thema Konsumerziehung in Schule und Jugendarbeit stiefmütterlich behandelt. Leider scheinen auch immer weniger Eltern in der Lage zu sein, ihren Kindern den Umgang mit Geld beizubringen. Der Vorstoß von Stadt, Schuldnerberatung und Verbraucherzentrale mit der pädagogischen Info-Box "Geld und Schulden" ist gut. Wohl aber kaum mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.

(13.12.2004)

http://www.general-anzeiger-bonn.de/index_frameset.html?/news/artikel.php?id=82653

dazu auch:

Schon als Schüler finanziell ruiniert

Von CARSTEN SCHULTZ

BONN. Als ihn sein bester Freund um einen kleinen Gefallen bat, zögerte Andreas (Name geändert) keine Sekunde. Gerade 18 geworden, schloss der Schüler für seinen Kumpel einen Handyvertrag ab. Der hatte schließlich fest versprochen, jeden Monat brav die Rechnung zu bezahlen. Vor kurzem tauchte Andreas bei Ute Krüger in der Bonner Verbraucherzentrale auf. Auf 2500 Euro war der Schuldenberg des Schülers angewachsen. Sein Freund hatte nämlich nicht gezahlt. Der Handyprovider hielt sich aber natürlich an Andreas als Vertragspartner.

Was tun? Da sich die Handyfirmen nach Erkenntnissen des Bonner Schuldnerberaters Viktor Birck auf Einigungsversuche kaum einlassen, „bleibt oft nur der Weg zur Insolvenz“.

Noch in der Schule und schon finanziell ruiniert - solche Schuldnerkarrieren von jungen Erwachsenen sind keine Seltenheit mehr. Im Gegenteil. Unwissenheit, Selbstüberschätzung und Sorglosigkeit treiben immer mehr junge Menschen in die Schuldenfalle. „Die Zahlen gehen rapide hoch“, betont Verbraucherschützerin Krüger. Nach Erkenntnissen von Ulrich Hermanns vom Bonner Amt für Kinder, Jugend und Familie gingen bei der Schuldnerdatei Schufa im Jahr 1999 noch 100 000 Erstmeldungen wegen Handyschulden ein, drei Jahre später waren es schon 280 000.

Ein 18-Jähriger mit einer Handyrechnung von 1000 Euro im Monat - für Schuldnerberater Birck fast schon Alltag.

Auf der einen Seite sind Jugendliche und junge Erwachsene die in der Werbung am stärksten umworbene Zielgruppe, auf der anderen Seite „ist Konsumerziehung in Schule und Jugendarbeit ein eher randständiges Thema“, hat das Jugendamt erkannt. Aus diesem Grund hat es jetzt zwei Info-Boxen „Geld & Schulden“ angeschafft, die in der vorbeugenden Arbeit in Schulen und Jugendeinrichtungen eingesetzt werden sollen. „Wir wollen vor allem Jugendliche ab 13 sensibilisieren, sagt Uli Hermanns. „Wir wollen ihnen nicht den Spaß am Konsum nehmen, aber die Risiken deutlich machen.“ Und die sind gerade für junge Leute vielfältig, wissen Ute Krüger und Viktor Birck aus der Praxis. Vor allem der Slogan „Jetzt kaufen - später bezahlen“ ist verführerisch. Bei Handyverträgen, Online-Diensten oder Ratenkäufen seien die Verschuldungsrisiken besonders groß.

Aufklärung ist an allen Ecken und Enden nötig. Oft haben die jungen Erwachsenen kein „Budgetbewusstsein“, sagt Birck, häufig seien aber auch die Eltern kein Vorbild. „Ich habe Großeltern, Eltern und Kinder in der Beratung“, sagt Birck. „Da ist Schulden machen etwas Selbstverständliches.“

Dass Aufklärung mitunter einfach-anschaulich geht, zeigt ein „Handybooklet“, das es ebenfalls beim Jugendamt gibt. In der idealen Beilage zum Handy unterm Weihnachtsbaum steht zum Beispiel auf einer Seite kurz und knapp: „Wenn Du acht Minuten am Tag telefonierst und zwei SMS am Tag verschickst, können es ganz schnell über 75 Euro im Monat sein.“ (KR)



Dienstag, 14. Dezember 2004

http://www.rundschau-online.de/kr/KrCachedContentServer?ksArtikel.id=1102954888077&listID=1038816868233&openMenu=1038942868191&calledPageId=1038816866865 (Auszug)


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