23
Jun
2005

Greenpeace: Genmais kann gesundheitsschädlich sein

Ist Genmais für Säugertiere giftig?

Die grösste menschgemachte Umweltverschmutzung, die sich auch noch selbst vermehrt:

von dradio.de
URL: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/umwelt/388738/


UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT

22.06.2005

Äußerlich ein ganz normales Naturprodukt: gentechnisch veränderter Mais. (Bild: AP)

Greenpeace: Genmais kann gesundheitsschädlich sein

Umweltorganisation veröffentlicht Forschungsergebnisse des Gentechnik-Konzerns Monsanto

Von Andreas Baum

Die Umweltorganisation Greenpeace hat vor Gericht durchsetzen können, vertrauliche Dokumente des Saatgutkonzerns Monsanto über eine neue Sorte von genmanipuliertem Mais einsehen zu dürfen. Heute hat Greenpeace die brisanten Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt. Danach könne genmanipulierter Mais gesundheitsschädlich sein, so die Umweltorganisation.

Am Montag erst hat ein Gericht entschieden, dass bisher vertrauliche Dokumente dieses Gentechnik-Konzerns Monsanto eingesehen werden dürfen. Heute nun das Ergebnis, das dieses Unternehmen lieber nicht in der Öffentlichkeit gesehen hätte: Genmanipulierter Mais könnte gesundheitsschädlich sein. Bisher ist das ja nur vermutet worden, jetzt aber gibt es Ergebnisse, die Greenpeace jedenfalls so auslegt, dazu der Experte dieser Umweltschutzorganisation für Fragen der Gentechnik, Christoph Then: Es geht um Fütterungsversuche, die die Firma Monsanto an Ratten durchgeführt hat, die Firma Monsanto wollte um jeden Preis verhindern, dass diese Dokumente öffentlich gemacht werden, weil sich in diesen Dokumenten zeigt, dass die Ratten, die den Genmais gefressen hatten, im Versuch Effekte haben, die auf ganz klare Gesundheitsschäden hinweisen.

Monsanto stellt Saatgut für eine Maissorte her, die ein eigenes Gift produziert, und zwar eines, das einem Schädling, dem Maiswurzelbohrer weitestgehend den Garaus machen soll. Dieses Gift ist also Bestandteil der Pflanze selbst, und die Frage, ob es auch dem Menschen schadet, liegt ja nahe. Die Ratten also haben Gesundheitsschäden, wenn sie diesen Mais fressen, und das dürfte dann auch für Menschen gelten, so jedenfalls die Auslegung dieser Ergebnisse. Ein Beweis ist das nicht, aber Grund genug, sich Sorgen zu machen und der Sache weiter auf den Grund zu gehen:

Aus diesen Studien heraus ergeben sich Hinweise, dass der Mais Gesundheitsschäden auslösen kann, eine endgültige Untersuchung liegt nicht vor, wir sind erstaunt, dass die Behörden bisher keine weiteren Untersuchungen angeordnet haben und auch die Firma Monsanto es nicht für nötig befunden hat, nach zu untersuchen. Das heißt, das endgültige Ergebnis der Bewertung von diesem speziellen Genmais steht aus, aber die vorliegenden Daten geben Anlass zur Besorgnis. Auf keinen Fall kann der Mais zugelassen werden.

Diese Forderung weitet Greenpeace aus auf alle Lebens- und Futtermittel in der Europäischen Union. Grundsätzlich gilt: Die Gesundheitsschädigung durch gentechnisch veränderte Organismen auf Menschen oder aber auf Nutztiere, die wiederum gegessen werden, ist nicht bewiesen. Aber das Risiko lässt sich nicht beherrschen, sagen die Kritiker. Viele dieser Saaten aus dem Labor, wie auch der umstrittene Genmais der Firma Monsanto, haben ein Gen für Antibiotika-Restistenz. Wenn diese manipulierten Gene sich auf Krankheitserreger übertragen, könnte es sein, dass diese ebenfalls resistent werden gegen Antibiotika. Und nicht mehr bekämpft werden können. Und dann hat man es mit viel größeren Problemen zu tun, als bisher, so jedenfalls argumentiert Greenpeace, um gleichzeitig zu fordern, dass genmanipulierte Organismen auf unseren Feldern gar nichts zu suchen haben sollten:

Es ist so, dass nicht in jedem Fall eine Gesundheitsgefährdung nachgewiesen ist. Aber es ist so, dass Wechselwirkungen in der Pflanze, also die Regelung des Genoms, viel komplexer ist, als man sich das ursprünglich vorgestellt hat. Dass die Methoden, mit denen eingegriffen wird, nicht kalkulierbar sind, nicht zu vorhersehbaren Resultaten führt, und dass deswegen Nebenwirkungen und Risiken für die Umwelt nicht ausgeschlossen werden können, dass deswegen die Technologie insgesamt, so wie sie ausgeführt und kontrolliert wird, die ist nicht praktikabel. Das ist ein Irrweg.

Es ist kein Zufall, dass Greenpeace ausgerechnet heute mit diesen Dokumenten an die Öffentlichkeit getreten ist. Denn am Wochenende entscheiden die Umweltminister der Europäischen Union in Luxemburg über die Frage, ob und unter welchen Voraussetzungen Genmais importiert werden darf. Übrigens gibt es eine seltsame Konstellation in der EU: Obwohl die einzelnen Länder sich in der Mehrheit nicht von Brüssel reinreden lassen wollen, oder gar vorschreiben lassen wollen, dass genetisch manipulierte Nahrungs- und Futtermittel eingeführt werden, tendiert die Kommission in Brüssel zu einer liberalen Auslegung und fordert die Länder auf, ihre nationalen Schutzklauseln aufzuheben. - Was die nicht wollen. Deshalb könnte es sein, dass zumindest dieser eventuell gesundheitsschädliche Mais künftig draußen bleiben muss, was das Problem aber nicht komplett löst:

Wir halten es für sehr aussichtsreich, dass keine Mehrheit zustande kommt für diesen Mais. Auf der anderen Seite ist das Verfahren schwierig in der Europäischen Union. Eine Mehrheit der EU-Länder gegen den Genmais reicht nicht aus, um ihn zu stoppen. Man braucht eine so genannte qualifizierte Mehrheit, die mehr als zwei Drittel aller Mitgliedsländer umfasst, und dieses Verfahren macht sich die Kommission zunutze, um doch eine Marktzulassung auszusprechen, auch wenn die Länder mehrheitlich dagegen sind. Wir üben auch Kritik an dem Verfahren. Wir wissen nicht, wie die Abstimmung ausgehen wird. Wir wissen aber, dass viele Länder mit Nein stimmen werden.

Und die Forderungen von Greenpeace gehen noch weiter: Grundsätzlich sollen künftig solche Forschungsergebnisse, die ja die Gesundheit der Allgemeinheit angehen, öffentlich gemacht werden. Und nicht, wie im Fall von Monsanto, dass da Ergebnisse, die nicht so ganz in das Image des Unternehmens passen, einfach unter den Tisch gekehrt werden. In diesem Fall ist es nur gelungen, weil Greenpeace auf Akteneinsicht nach dem EU-Gentechnikgesetz geklagt hat. Besser natürlich wäre es nach Ansicht der Umweltschützer, wenn nicht Gerichte monate- und jahrelang bemüht werden müssten, sondern eben Resultate von Versuchen dieser Art von vorneherein öffentlich sind.


Nachricht von Bernd Schreiner
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