Die Normalität des Unerträglichen
MwW-Nachrichten Nr. 10 Dezember 2004; Seite 1 / 2, verantwortlich: Dipl.-Ing. Otto Einsporn VDI, Telefon 06109 65260, e-mail: oeinsporn@t-online.de
Liebe Mitglieder,
das beigefügte Resümee vom 14. Oktober 2004 „Zum Stand des Mobilfunknetzausbaus in Maintal“ informiert Euch zusammenfassend über unsere Aktivitäten im vergangenen Jahr. Wie schwer es ist, gemeinsam mit der Stadtverwaltung gegen den Wildwuchs von Mobilfunkantennen vorzugehen, zeigt Euch auch das beigefügte Protokoll vom 15. November 2004: „Übergabe der Kartenausschnitte mit Alternativstandorten“.
Wenn Ihr kritische Fragen zu diesen Informationen habt oder Anregungen für unsere Arbeit los werden wollt schreibt oder ruft mich bitte an.
Bei allen unseren Aktivitäten müssen wir uns leider immer wieder mit der Normalität des Unerträglichen auseinandersetzen. Unsachlichkeit und Verantwortungslosigkeit sind in der Risikodiskussion Mobilfunk immer noch eine unerträgliche Normalität. Aufklärung tut not, ist aber gegen den massiven Widerstand der Mobilfunkindustrie auf allen Kommunikationsebenen nur schwer bis kaum durchzusetzen:
- Es ist unerträglich, wenn das Bundesamt für Strahlenschutz BfS in seinem Newsletter 02/03 die Einflußnahme der Politik auf seine wissenschaftliche Arbeit beklagt, weil es nicht alles tun und veröffentlichen darf, was es unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten gern möchte und eigentlich sollte.
- Es ist unerträglich, wenn auf dem BUND-Mobilfunksymposium 2004 in Mainz die Vertreterin der Columbia Universität (USA) beklagt, dass eine unabhängige objektive Forschung auf dem Gebiet des Mobilfunks und seiner gesundheitlichen Auswirkungen praktisch nicht möglich ist, weil 80% der Forschung fest in der Hand der Mobilfunkindustrie sind, die jedes mobilfunkkritische Forschungsergebnis mit allen Mitteln versucht zu unterdrücken.
- Es ist unerträglich, wenn ein Prof. Dr. J. Breckow, Mitglied der Strahlenschutzkommission SSK, in der AfBUS-Sitzung am 09.09.2004 erklärt, dass es für athermische Wirkungen von Mobilfunkstrahlung keine wissenschaftlichen Nachweise gibt.
Ich habe den Professor schriftlich gefragt, ob er vor Gericht bestätigen würde, dass die gegenteilige SSK-Veröffentlichung von 1992: „Die unterhalb thermischer Intensitäten liegenden Membraneffekte wurden vielfach bestätigt, so dass ihre Existenz heute als gesichert gilt“, nach wie vor gültig ist? Er antwortete mir schriftlich: „Die von Ihnen zitierten Membraneffekte sind unbestritten. Mein Argument in der Maintaler Veranstaltung war, dass nicht jeder biologische Effekt zu einer gesundheitlichen Beeinträchtigung führt.“ !?
- Es ist unerträglich, wenn ein Prof. Dr.med. Th. Eikmann, Mitglied des Sachverständigenrats beim Bundesumweltministerium, in einem Gespräch am 20.08.2002 über „Mobilfunk und Blutuntersuchungen“ mir gegenüber erklärt: „Jedoch wird es trotz intensivster Forschung nicht möglich sein, für ein Risiko, das nicht vorhanden ist, den Nachweis zu erbringen, dass es nicht vorhanden ist!“. Zwei Jahre später stellt der TNO-Bericht der drei niederländischen Ministerien für Wirtschaft, Gesundheit und Telekommunikation fest: „Mobilfunkstahlung ist gesundheitsgefährdend! Der neue UMTS-Mobilfunk ist noch gefährlicher, als der bisherige GSM-Mobilfunk!“
- Es ist unerträglich, wenn ein 1.Stadtrat Erik Schächer im Schreiben vom 12.01.2004 an die Gemeinnützige Baugenossenschaft Bischofsheim erklärt: „ ... würde ich persönlich auch selbstverständlich ..... die Errichtung einer Mobilfunk-Basisstation in der Nähe meiner Wohnung dulden.“ Was sagt Herr Schächer denn heute zu der Nailaer Ärztestudie, die nach 10-jährigen epidemiologischen Untersuchungenzu zu dem Ergebnis kommt, dass in 400m Umkreis um eine Mobilfunk-Basisstation die Krebsrate dreifach so hoch ist, wie in weiterer Entfernung?!
- Es ist unerträglich, wenn die Stadtverwaltung sich weigert, ihre Planungshoheit über das Gemeindegebiet auszuüben und stattdessen die Planung sowie die technischen und wirtschaftlichen Eignungsuntersuchungen für Mobilfunk-Antennenstandorte den Mobilfunkbetreibern überläßt. Die Stadtverwaltung hat nicht nur die Planungshoheit auszuüben sondern auch eine Fürsorgepflicht für die Gesundheit ihrer Bürger wahrzunehmen!
- Es ist unerträglich, wie die Stadtverwaltung die Protest-Unterschriften von über 3000 Maintaler Bürgern gegen Mobilfunkantennen in Wohngebieten und den von 25 Maintaler Ärzten unterschriebenen Maintaler Ärzte-Appell unbeachtet ins Archiv ablegt. Unser Bürgermeister sollte sich ein Beispiel an den Bürgermeistern von Attendorn, Gräfelfing, Naila, Kapsweyer, Deiningen, Dachau, und vielen anderen Orten nehmen, die sich gemeinsam mit ihren Bürgern energisch gegen die skrupellos agierenden Mobifunkbetreiber zur Wehr setzen.
- Es ist unerträglich, wenn sich die Maintaler Stadtverwaltung von den Mobilfunkbetreibern mit der Drohung unter Druck setzen läßt, dass bei Widerstand gegen ihre skrupellosen Ausbaupläne Maintal ein weißer Fleck bleiben würde!? Wenn die Mobilfunkbetreiber alle Widerstand leistenden Orte, deren Anzahl täglich zunimmt, weiß lassen wollen, können sie ihre Mobilfunkumsatzpläne begraben.
Ich könnte die Beispiele für die Normalität des Unerträglichen noch beliebig fortsetzen. Der Mobilfunk boomt! Der Widerstand gegen den Wildwuchs von Mobilfunkantennen boomt ebenfalls! Dabei ist es nach dem heutigen Stand der Technik durchaus möglich, die Grundversorgung von Handy-Nutzern mit einer fächendeckenden Strahlungsintensität von maximal 1000 µW/m² durch Mobilfunkantennen außerhalb von Wohngebieten sicher zu stellen. Und es wäre für die Mobilfunkbetreiber zusätzlich auch noch wirtschaftlich, diese Antennen gemeinsam zu betreiben. Zum Wildwuchs und zur Vermehrung von Basisstationen hat ja maßgeblich der Wettbewerb der Betreiber beigetragen, die ihre je eigenen Netze errichten – so, als gäbe es für jede Automarke ein eigenes Autobahnnetz. Dies ist weder technologisch noch markttechnisch notwendig und schon gar nicht gesundheitlich sinnvoll. Umso wichtiger ist es, den konkurrierenden Einzelplänen der Mobilfunkbetreiber ein ganzheitliches Ausbau-Konzept der Stadt Maintal gegenüber zu stellen. Und die verantwortlichen Entscheidungsträger in der Stadtverwaltung sollen sich nicht herausreden, dass bisher alles nach Recht und Gesetz geschehen ist. Moralische und politische Verantwortung kann nicht durch Gesetzestreue ersetzt werden!
Laßt uns also weitermachen. Die wahren Optimisten sind nicht überzeugt, dass alles gutgehen wird. Aber sie sind überzeugt, dass nicht alles schiefgehen wird.
Ich wünsche Euch allen eine schöne Adventszeit, friedliche Weihnachten und ein gutes Neues Jahr 2005
Euer Otto Einsporn
Zum Stand des Mobilfunk-Netzausbaus in Maintal
http://www.buergerwelle.de/pdf/standortplanung_6_brief_an_stadt14.10.2004_2.doc
Protokoll über die Übergabe der Kartenausschnitte mit Alternativstandorten
http://www.buergerwelle.de/pdf/standortplanung_9_protokoll_15.11.2004.doc
Liebe Mitglieder,
das beigefügte Resümee vom 14. Oktober 2004 „Zum Stand des Mobilfunknetzausbaus in Maintal“ informiert Euch zusammenfassend über unsere Aktivitäten im vergangenen Jahr. Wie schwer es ist, gemeinsam mit der Stadtverwaltung gegen den Wildwuchs von Mobilfunkantennen vorzugehen, zeigt Euch auch das beigefügte Protokoll vom 15. November 2004: „Übergabe der Kartenausschnitte mit Alternativstandorten“.
Wenn Ihr kritische Fragen zu diesen Informationen habt oder Anregungen für unsere Arbeit los werden wollt schreibt oder ruft mich bitte an.
Bei allen unseren Aktivitäten müssen wir uns leider immer wieder mit der Normalität des Unerträglichen auseinandersetzen. Unsachlichkeit und Verantwortungslosigkeit sind in der Risikodiskussion Mobilfunk immer noch eine unerträgliche Normalität. Aufklärung tut not, ist aber gegen den massiven Widerstand der Mobilfunkindustrie auf allen Kommunikationsebenen nur schwer bis kaum durchzusetzen:
- Es ist unerträglich, wenn das Bundesamt für Strahlenschutz BfS in seinem Newsletter 02/03 die Einflußnahme der Politik auf seine wissenschaftliche Arbeit beklagt, weil es nicht alles tun und veröffentlichen darf, was es unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten gern möchte und eigentlich sollte.
- Es ist unerträglich, wenn auf dem BUND-Mobilfunksymposium 2004 in Mainz die Vertreterin der Columbia Universität (USA) beklagt, dass eine unabhängige objektive Forschung auf dem Gebiet des Mobilfunks und seiner gesundheitlichen Auswirkungen praktisch nicht möglich ist, weil 80% der Forschung fest in der Hand der Mobilfunkindustrie sind, die jedes mobilfunkkritische Forschungsergebnis mit allen Mitteln versucht zu unterdrücken.
- Es ist unerträglich, wenn ein Prof. Dr. J. Breckow, Mitglied der Strahlenschutzkommission SSK, in der AfBUS-Sitzung am 09.09.2004 erklärt, dass es für athermische Wirkungen von Mobilfunkstrahlung keine wissenschaftlichen Nachweise gibt.
Ich habe den Professor schriftlich gefragt, ob er vor Gericht bestätigen würde, dass die gegenteilige SSK-Veröffentlichung von 1992: „Die unterhalb thermischer Intensitäten liegenden Membraneffekte wurden vielfach bestätigt, so dass ihre Existenz heute als gesichert gilt“, nach wie vor gültig ist? Er antwortete mir schriftlich: „Die von Ihnen zitierten Membraneffekte sind unbestritten. Mein Argument in der Maintaler Veranstaltung war, dass nicht jeder biologische Effekt zu einer gesundheitlichen Beeinträchtigung führt.“ !?
- Es ist unerträglich, wenn ein Prof. Dr.med. Th. Eikmann, Mitglied des Sachverständigenrats beim Bundesumweltministerium, in einem Gespräch am 20.08.2002 über „Mobilfunk und Blutuntersuchungen“ mir gegenüber erklärt: „Jedoch wird es trotz intensivster Forschung nicht möglich sein, für ein Risiko, das nicht vorhanden ist, den Nachweis zu erbringen, dass es nicht vorhanden ist!“. Zwei Jahre später stellt der TNO-Bericht der drei niederländischen Ministerien für Wirtschaft, Gesundheit und Telekommunikation fest: „Mobilfunkstahlung ist gesundheitsgefährdend! Der neue UMTS-Mobilfunk ist noch gefährlicher, als der bisherige GSM-Mobilfunk!“
- Es ist unerträglich, wenn ein 1.Stadtrat Erik Schächer im Schreiben vom 12.01.2004 an die Gemeinnützige Baugenossenschaft Bischofsheim erklärt: „ ... würde ich persönlich auch selbstverständlich ..... die Errichtung einer Mobilfunk-Basisstation in der Nähe meiner Wohnung dulden.“ Was sagt Herr Schächer denn heute zu der Nailaer Ärztestudie, die nach 10-jährigen epidemiologischen Untersuchungenzu zu dem Ergebnis kommt, dass in 400m Umkreis um eine Mobilfunk-Basisstation die Krebsrate dreifach so hoch ist, wie in weiterer Entfernung?!
- Es ist unerträglich, wenn die Stadtverwaltung sich weigert, ihre Planungshoheit über das Gemeindegebiet auszuüben und stattdessen die Planung sowie die technischen und wirtschaftlichen Eignungsuntersuchungen für Mobilfunk-Antennenstandorte den Mobilfunkbetreibern überläßt. Die Stadtverwaltung hat nicht nur die Planungshoheit auszuüben sondern auch eine Fürsorgepflicht für die Gesundheit ihrer Bürger wahrzunehmen!
- Es ist unerträglich, wie die Stadtverwaltung die Protest-Unterschriften von über 3000 Maintaler Bürgern gegen Mobilfunkantennen in Wohngebieten und den von 25 Maintaler Ärzten unterschriebenen Maintaler Ärzte-Appell unbeachtet ins Archiv ablegt. Unser Bürgermeister sollte sich ein Beispiel an den Bürgermeistern von Attendorn, Gräfelfing, Naila, Kapsweyer, Deiningen, Dachau, und vielen anderen Orten nehmen, die sich gemeinsam mit ihren Bürgern energisch gegen die skrupellos agierenden Mobifunkbetreiber zur Wehr setzen.
- Es ist unerträglich, wenn sich die Maintaler Stadtverwaltung von den Mobilfunkbetreibern mit der Drohung unter Druck setzen läßt, dass bei Widerstand gegen ihre skrupellosen Ausbaupläne Maintal ein weißer Fleck bleiben würde!? Wenn die Mobilfunkbetreiber alle Widerstand leistenden Orte, deren Anzahl täglich zunimmt, weiß lassen wollen, können sie ihre Mobilfunkumsatzpläne begraben.
Ich könnte die Beispiele für die Normalität des Unerträglichen noch beliebig fortsetzen. Der Mobilfunk boomt! Der Widerstand gegen den Wildwuchs von Mobilfunkantennen boomt ebenfalls! Dabei ist es nach dem heutigen Stand der Technik durchaus möglich, die Grundversorgung von Handy-Nutzern mit einer fächendeckenden Strahlungsintensität von maximal 1000 µW/m² durch Mobilfunkantennen außerhalb von Wohngebieten sicher zu stellen. Und es wäre für die Mobilfunkbetreiber zusätzlich auch noch wirtschaftlich, diese Antennen gemeinsam zu betreiben. Zum Wildwuchs und zur Vermehrung von Basisstationen hat ja maßgeblich der Wettbewerb der Betreiber beigetragen, die ihre je eigenen Netze errichten – so, als gäbe es für jede Automarke ein eigenes Autobahnnetz. Dies ist weder technologisch noch markttechnisch notwendig und schon gar nicht gesundheitlich sinnvoll. Umso wichtiger ist es, den konkurrierenden Einzelplänen der Mobilfunkbetreiber ein ganzheitliches Ausbau-Konzept der Stadt Maintal gegenüber zu stellen. Und die verantwortlichen Entscheidungsträger in der Stadtverwaltung sollen sich nicht herausreden, dass bisher alles nach Recht und Gesetz geschehen ist. Moralische und politische Verantwortung kann nicht durch Gesetzestreue ersetzt werden!
Laßt uns also weitermachen. Die wahren Optimisten sind nicht überzeugt, dass alles gutgehen wird. Aber sie sind überzeugt, dass nicht alles schiefgehen wird.
Ich wünsche Euch allen eine schöne Adventszeit, friedliche Weihnachten und ein gutes Neues Jahr 2005
Euer Otto Einsporn
Zum Stand des Mobilfunk-Netzausbaus in Maintal
http://www.buergerwelle.de/pdf/standortplanung_6_brief_an_stadt14.10.2004_2.doc
Protokoll über die Übergabe der Kartenausschnitte mit Alternativstandorten
http://www.buergerwelle.de/pdf/standortplanung_9_protokoll_15.11.2004.doc
Starmail - 22. Dez, 22:51