Viele Autos versenden fleißig Daten
Autoindustrie: Fahrtenschreiber nur auf Wunsch des Kunden
DARMSTADT/WIESBADEN. Ein Spion im eigenen Auto? Der hessische Datenschutzbeauftragte Michael Ronellenfitsch geht – wie berichtet – dem Verdacht nach, dass in Import-Autos aus den USA ohne Wissen der Käufer technische Vorrichtungen eingebaut sind, die es ermöglichten, unter anderem Position und Geschwindigkeit des Autos auch nachträglich festzustellen.
Der Datenschützer ist alarmiert, denn mit diesen Daten könnte nach seiner Einschätzung ein Bewegungsprofil des Fahrers erstellt werden – für Ronellenfitsch ein Schritt hin zur totalen Überwachung.
Was ist technisch möglich? Einzelheiten will der Datenschützer noch nicht nennen. Immerhin hat er angedeutet, dass die heimlichen Fahrtenschreiber in Navigationssystemen enthalten sein könnten.
Diese über Signale von Satelliten betriebenen Ortungshilfen allein reichten allerdings nicht, um einen Fahrer auszuspionieren, erklärt Professor Manfred Boltze.
Nach Angaben des Darmstädter Verkehrswissenschaftlers bedarf es dazu einer zusätzlichen Mobilfunk-Kommunikation. Denn beim Navigieren mit GPS (Global Positioning System) würden lediglich Zeitsignale von den zum System gehörenden Satelliten vom Empfangsgerät des Autos erfasst, um damit die eigene Position zu bestimmen; gesendet werde vom Fahrzeug aus nichts.
Allerdings gebe es bereits Navigationssysteme, die über den Mobilfunkstandard GSM ihrerseits Informationen übermittelten – vergleichbar einem Handy-Anruf. Am anderen Ende des Datenstroms sitzen zum Beispiel Anbieter von aktuellen Nachrichten zur Verkehrslage.
Könnte auch etwa ein Automobilhersteller die Daten empfangen, um damit bei Streitfällen die Funktionstüchtigkeit seiner Produkte zu beweisen? „Technisch ist das gar kein Problem“, sagt Boltze, nach dessen Schätzung bereits 40 000 Autos in Deutschland über ein Navigationssystem dieser Bauart verfügen.
Dabei sei aber die Erklärung der Fahrzeugbesitzer nötig, mit dem Datenaustausch einverstanden zu sein. Und nicht nur das: „Da jedes dieser Fahrzeuge bei einem Netzbetreiber angemeldet sein muss, wären diese ja auch über heimliche Einbauten im Bilde“, sagt der Verkehrsforscher.
Eine separate Installation der Mobilfunk-Einheit ohne Wissen des Autokäufers hält er für unwahrscheinlich: „Das wäre leicht nachzuweisen.“ Auch Ellen Weirich, Sprecherin des Verbands der Importeure von Kraftfahrzeugen, betont, dass beim Einbau eines Unfalldatenschreibers nichts heimlich geschehe: „Dies kann nur auf Wunsch des Kunden und somit auf freiwilliger Basis erfolgen.“
Boltze verweist auf eine viel einfachere Art, an Fahrdaten zu kommen. Schon jetzt würden Diagnose-Einrichtungen an Bord in so genannten Black Boxes Informationen über den aktuellen Zustand eines Autos speichern.
Diese Informationen könnten bei einem Werkstattbesuch abgerufen werden – und, je nach Einstellung, alle möglichen anderen Daten auch. Denn neue Autos sind laut Boltze zur „Koppelnavigation“ befähigt. Das heißt, sie zeichnen etwa die Umdrehungen der Räder und eingeschlagene Fahrtrichtungen auf und tragen somit zur Ortung des Fahrzeugs bei.
Für den TU-Professor ist aber auch klar: „Aufzeichnen ist noch kein Verbrechen.“ Er selbst unterstützt Bestrebungen, in jedes Fahrzeug Unfalldatenschreiber einzubauen, um Streitfälle zu entscheiden.
„Ich finde das richtig“, sagt Boltze, fügt aber hinzu: „Man kann das kräftig missbrauchen.“ Daher wünscht sich der Forscher klare Regelungen für den Umgang mit den Fahrdaten und die verpflichtende Mitteilung an den Fahrer, was alles gesammelt wird.
Schon jetzt orten Speditionen ihre Fahrzeuge mit Hilfe so genannter Flottenmanagement-Systeme; dabei werden von starken Sendern im Fahrzeug Daten an Satelliten weitergegeben. Doch diese Technik sei zunehmend ungebräuchlich, sagt Boltze.
1.12.2004
http://www.echo-online.de/suedhessen/detail.php3?id=273923
Christian Knatz
Nachricht von der BI Bad Dürkheim
DARMSTADT/WIESBADEN. Ein Spion im eigenen Auto? Der hessische Datenschutzbeauftragte Michael Ronellenfitsch geht – wie berichtet – dem Verdacht nach, dass in Import-Autos aus den USA ohne Wissen der Käufer technische Vorrichtungen eingebaut sind, die es ermöglichten, unter anderem Position und Geschwindigkeit des Autos auch nachträglich festzustellen.
Der Datenschützer ist alarmiert, denn mit diesen Daten könnte nach seiner Einschätzung ein Bewegungsprofil des Fahrers erstellt werden – für Ronellenfitsch ein Schritt hin zur totalen Überwachung.
Was ist technisch möglich? Einzelheiten will der Datenschützer noch nicht nennen. Immerhin hat er angedeutet, dass die heimlichen Fahrtenschreiber in Navigationssystemen enthalten sein könnten.
Diese über Signale von Satelliten betriebenen Ortungshilfen allein reichten allerdings nicht, um einen Fahrer auszuspionieren, erklärt Professor Manfred Boltze.
Nach Angaben des Darmstädter Verkehrswissenschaftlers bedarf es dazu einer zusätzlichen Mobilfunk-Kommunikation. Denn beim Navigieren mit GPS (Global Positioning System) würden lediglich Zeitsignale von den zum System gehörenden Satelliten vom Empfangsgerät des Autos erfasst, um damit die eigene Position zu bestimmen; gesendet werde vom Fahrzeug aus nichts.
Allerdings gebe es bereits Navigationssysteme, die über den Mobilfunkstandard GSM ihrerseits Informationen übermittelten – vergleichbar einem Handy-Anruf. Am anderen Ende des Datenstroms sitzen zum Beispiel Anbieter von aktuellen Nachrichten zur Verkehrslage.
Könnte auch etwa ein Automobilhersteller die Daten empfangen, um damit bei Streitfällen die Funktionstüchtigkeit seiner Produkte zu beweisen? „Technisch ist das gar kein Problem“, sagt Boltze, nach dessen Schätzung bereits 40 000 Autos in Deutschland über ein Navigationssystem dieser Bauart verfügen.
Dabei sei aber die Erklärung der Fahrzeugbesitzer nötig, mit dem Datenaustausch einverstanden zu sein. Und nicht nur das: „Da jedes dieser Fahrzeuge bei einem Netzbetreiber angemeldet sein muss, wären diese ja auch über heimliche Einbauten im Bilde“, sagt der Verkehrsforscher.
Eine separate Installation der Mobilfunk-Einheit ohne Wissen des Autokäufers hält er für unwahrscheinlich: „Das wäre leicht nachzuweisen.“ Auch Ellen Weirich, Sprecherin des Verbands der Importeure von Kraftfahrzeugen, betont, dass beim Einbau eines Unfalldatenschreibers nichts heimlich geschehe: „Dies kann nur auf Wunsch des Kunden und somit auf freiwilliger Basis erfolgen.“
Boltze verweist auf eine viel einfachere Art, an Fahrdaten zu kommen. Schon jetzt würden Diagnose-Einrichtungen an Bord in so genannten Black Boxes Informationen über den aktuellen Zustand eines Autos speichern.
Diese Informationen könnten bei einem Werkstattbesuch abgerufen werden – und, je nach Einstellung, alle möglichen anderen Daten auch. Denn neue Autos sind laut Boltze zur „Koppelnavigation“ befähigt. Das heißt, sie zeichnen etwa die Umdrehungen der Räder und eingeschlagene Fahrtrichtungen auf und tragen somit zur Ortung des Fahrzeugs bei.
Für den TU-Professor ist aber auch klar: „Aufzeichnen ist noch kein Verbrechen.“ Er selbst unterstützt Bestrebungen, in jedes Fahrzeug Unfalldatenschreiber einzubauen, um Streitfälle zu entscheiden.
„Ich finde das richtig“, sagt Boltze, fügt aber hinzu: „Man kann das kräftig missbrauchen.“ Daher wünscht sich der Forscher klare Regelungen für den Umgang mit den Fahrdaten und die verpflichtende Mitteilung an den Fahrer, was alles gesammelt wird.
Schon jetzt orten Speditionen ihre Fahrzeuge mit Hilfe so genannter Flottenmanagement-Systeme; dabei werden von starken Sendern im Fahrzeug Daten an Satelliten weitergegeben. Doch diese Technik sei zunehmend ungebräuchlich, sagt Boltze.
1.12.2004
http://www.echo-online.de/suedhessen/detail.php3?id=273923
Christian Knatz
Nachricht von der BI Bad Dürkheim
Starmail - 2. Dez, 19:22