30
Okt
2004

Pöllinger Mobilfunkmast: kontroverse Diskussion

NEUMARKT. Verteufeln will sie kaum einer, aber auch nicht direkt vor seiner Nase haben: die ungeliebten Mobilfunkmasten, die den heißgeliebten Handys Leben einhauchen.

Das ist - auf einen simplen Nenner gebracht - das Fazit einer Aufklärungsversammlung, zu der am Freitag Abend die "Bürgerinitiative GLÜCKstraße" in den schier aus den Nähten platzenden Saal des Gasthofes Feihl in Pölling eingeladen hatte. Für Grünen-Stadtrat Johann Georg Glossner wurde eigens ein Sessel aus den Fremdenzimmern herbeigeschafft, nachdem er zunächst mit einem Stehplatz hatte vorlieb nehmen müssen.

Sieben weitere Ratskollegen - so hatte Bürgermeister Erich Bärtl als Vertreter des verhinderten Stadtoberhaupts gezählt - waren ebenfalls der Einladung gefolgt und hörten sich die Bedenken an, die gegen den Mobilfunkmasten auf dem Gelände der Schreinerei Kapfer in unmittelbarer Nähe von Kindergarten, Schule und Schlafzimmern benachbarter Bürger sprechen und eine Verlegung an einen sinnvolleren Ort fordern.

Ganz so tolerant wollte der Hauptredner des Abends, Siegfried Zwerenz als Sprecher des Vorstandes der "Bürgerwelle e.V.", dem "Dachverband der Bürger und Initiativen zum Schutz vor Elektrosmog", nicht sein. Er forderte eine ersatzlose Demontage der Pöllinger Sendeanlage. Er begründete dies mit unzähligen Gutachten, die die Gefahr für die Gesundheit, von Konzentrations-, Gedächtnis-, Herzrhythmus-, Potenz- und Schlafstörungen bis hin zu depressiven Verstimmungen, Allergien und Gehirntumoren belegen.

Das letztere Argument - den Krebs - ließ Dr. Heinz Sperber, der Leiter des Neumarkter Gesundheitsamtes, so nicht gelten. Seit 1991, also seit dem Start des Mobilfunks in Deutschland, sei die Zahl der Gehirntumoren konstant geblieben; lediglich der Prostatakrebs habe zugenommen, was aber weniger auf Auswirkungen des Mobilfunks als auf die gesteigerte Lebenserwartung der Männer zurückzuführen sei.

Omega: bei der Frage Tumoren durch Mobilfunk ergibt sich das Problem, dass digital arbeitende Handys erst seit weniger als zehn Jahren eine größere Verbreitung haben, während die Latenzzeiten der Tumorentwicklung länger sind.
http://omega.twoday.net/stories/383509/

Professor Dr. Mosgöller, Zellbiologe, Histologisch-Embryologisches Institut der Universität Wien (seit 1999: Institut für Tumorbiologie und Krebsforschung, Universität Wien): "Aus medizinischer und zellbiologischer Sicht ist problematisch, dass Untersuchungen aus 1997, welche gebräuchliche GSM-Signale betrachteten, erhöhte Korrelationen mit Tumorerkrankungen zeigten. Dies wurde einerseits an Versuchstieren festgestellt, aber auch an menschlichen Blutzellen unter Laborbedingungen...Den Standpunkt, dass "bei Einhaltung der Grenzwerte alles unbedenklich sei" erachte ich als extrem verfrüht und zu optimistisch und somit derzeit nicht bedingungslos gerechtfertigt. Eine solche Beurteilung setzt voraus, dass nahezu alle bisher erhobenen Befunde zu GSM-Feldern sich als falsch bzw. unsinnig erweisen, was allerdings jeder allgemeinen Erfahrung widerspräche". http://omega.twoday.net/stories/383502/

So drohte die Veranstaltung nach den ersten Wortmeldungen in eine "Solidaritätskundgebung" für den Mobilfunkmasten umzukippen, hätte die "schweigende Mehrheit" nicht durch kräftigen Beifall die Gegner in ihrer Argumentation bestärkt.

Wie sehr aber der Stadt dabei die Hände gebunden sind, bekräftigten erneut Bürgermeister Erich Bärtl und Stadtrat Helmut Lahner. So ließ das Stadtoberhaupt durch seinen Stellvertreter ausrichten, dass es die Stadt begrüßen würde, wenn sich ein neuer Standort für den Mobilfunksender finden ließe, und Helmut Lahner berichtete davon, wie vehement sich die Stadt gegen die Errichtung eines Mastes auf einem städtischen Gelände gesträubt hätte - und dies mit Erfolg. Allerdings sei die Anlage schließlich bei Privatleuten doch errichtet worden, so dass das Problem nur verlagert worden sei.

Sprecher aus Möning und Postbauer-Heng berichteten ebenfalls von ihren Einwänden gegen die strahlenden Masten und von ihrer Enttäuschung gegenüber ihren Gemeinderäten, denen freilich kein Entscheidungsspielraum, sondern nur ein "Abnicken" bleibe.

Unter den Diskussionsrednern waren nicht nur Betroffene, sondern offenbar auch "Eingeschleuste", die sich namentlich nicht zu erkennen gaben und den Referenten aufs Glatteis führen wollten. "Wenn ein Sender mit einer Eingangsleistung von 20 Watt arbeitet, dann können auch nur 20 Watt wieder herauskommen", meinte einer von ihnen, der offenbar die eigentliche Problematik verharmlosen wollte.

Omega diese 20 Watt sind aber pro Frequenz-Kanal, dies wird oft verschwiegen. Meist haben die Sendeanlagen bis zu 8 Frequenz-Kanäle. Wenn auf einem Mast mehrere Betreiber sind, so addieren sich dann die Leistungen. Außerdem kommt es darauf an, was man aus dieser Eingangs-Leistung macht. Die Mobilfunkantennen haben einen enorm hohen Antennengewinn am Antennenausgang, (siehe Info-Paket Seite 11.1.15 Die Irreführung mit den Watt-Leistungen http://www.buergerwelle.de/pdf/ref42.gif ). Siehe „Richtigstellungen von Unwahrheiten der Mobilfunk-Betreiberfirmen“ unter:
http://omega.twoday.net/stories/373389/

Diese Einwände konnten aber den souveränen und auf dem Boden der Sachlichkeit stehenden Versammlungsleiter Richard Graf nicht aus der Ruhe bringen. Er sah in den drastisch vorgeführten Gefahren, untermalt von Filmbeiträgen und Fernsehberichten aus dem offenbar schlimm betroffenen oberfränkischen Naila, kein Dogma, sondern eine unwägbare Gefahr, der man prophylaktisch begegnen müsste.

In 20 Jahren möchte er sich von keinem Elektrosmog geschädigten Kind vorhalten lassen müssen: "Ihr habt es gewusst und nichts dagegen getan." Erich Zwick

Erstellt am 30.10.04, 10:55:49

http://neumarktonline.de/1413.htm
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