21
Jul
2004

Betrug gehört zur Forschung

Ein ganzseitiger Beitrag aus der Berner-Zeitung vom 9.6.2004 von Claudia Schneider, kommentiert und ergänzt von Hans-U.Jakob, Gigaherz.ch, 17.6.04

Claudia Schneider schrieb:

Lange hat die Forschung auf Selbstkontrollen gesetzt. In den letzten Jahren machten jedoch internationale Wissenschaftsskandale deutlich, dass diese nicht ausreichen. In den Vereinigten Staaten kontrolliert eine Forschungspolizei, das Office of Research Integrity, die Einhaltung der Regeln guter wissenschaftlicher Praxis. In der Schweiz gibt es kein vergleichbares Kontrollorgan, aber die Forschungsinstitutionen beginnen sich selbst Regeln für das Fehlverhalten in der Wissenschaft aufzuerlegen.

Die eigenen Erwartungen der Forschenden, der Druck durch die Sponsoren, gängige Karrieremechanismen sowie der zunehmende Wettbewerb um Forschungsgelder begünstigen die Versuchung in der Wissenschaft zu fälschen.

Der deutsche Arzt und Wissenschaftsjournalist Werner Bartens bemängelte am Symposium des Collegium Helveticum, dass zum Beispiel in der Medizin die Zahl der veröffentlichten Beiträge in Fachzeitschriften fast ausschliesslich darüber entscheide, wer zum Oberarzt oder als Professor erkoren werde (.............) Eine Qualitätskontrolle existiert kaum.

Dazu ein Kommentar von Hans-U. Jakob:

Wir vom Gigaherz.ch messen bei Fälschungen dem Druck der Sponsoren die größte Bedeutung zu. Wer nicht industriekonform forscht, erhält schlichtweg keine Aufträge mehr. Ich hatte die Ehre, einen der namhaftesten Forscher auf dem Platz Bern, am Ende einer Informationsveranstaltung mit dem Auto nach Hause zu fahren, weil dieser infolge hitziger Debatte den letzten Zug verpasst hatte.

Zitate aus dem nächtlichen Gespräch: "75% unserer Forschungsgelder (hier handelt es sich um Millionenbeträge) stammen von der interessierten Industrie, 20% vom Nationalfonds, wo wiederum Industrie- und Staatsvertreter über die Zuteilungen bestimmen, und nur 5% erarbeiten wir uns selber" und weiter: "Wenn ich in der Zusammenfassung einer Studie als Ergebnis nicht das bekannt gebe, was die Auftraggeber von mir erwarten, kann mein Institut nach 18 Monaten Konkurs anmelden" Sie müssen schon die gesamte Studie lesen, wenn erforderlich auch zwischen den Zeilen und sich dann selber ein Urteil bilden."

Nun ist es so, dass Studien, oft im Umfang von mehreren Hundert Seiten immer in einem hochtechnischen, hochmedizinischen Englisch verfasst werden und nur die Zusammenfassung in der jeweiligen Landessprache. Deshalb versteht Normalbürger/In und Journalist/In in den meisten Fällen nur noch "Bahnhof" und verlässt sich auf die kurze Zusammenfassung. Vielfach behalten sich die Auftraggeber deshalb auch vor, diese Zusammenfassung und die Schlussfolgerungen aus der Studie selber zu schreiben. So auch beim zur Zeit an der ETH Zürich laufenden Forschungsprogramm "Nachhaltiger Mobilfunk" Auftraggeber ist der Mobilfunkbetreiber "Sunrise" Kommentar: völlig überflüssig. Was da herauskommen wird, ist schon heute klar.

Vergessen zu erwähnen hat Claudia Schneider in ihrem mutigen Artikel, (wahrscheinlich ihr letzter dieser Art) dass Forscher oft selber an der Nase herumgeführt werden, weil ihnen ihre Auftraggeber aus Gründen der Vertuschung ein völlig falsches Forschungskonzept vorlegen.

Forscher sind meist gute Mikrobiologen oder Epidemiologen, die jedoch von dem zu bearbeitenden Spezialgebiet nur eine sehr geringe bis keine Ahnung haben und von ihren Auftraggebern buchstäblich "in den Klee hinaus" geschickt werden. Wenn sich dann im Laufe der oft Monate- oder jahrelangen Zusammenarbeit noch eine gewisse Kumpanei zwischen Forscher und Auftraggebern entwickelt, kann eine Studie vollends "entgleisen"

Ein Musterbeispiel lieferte die Untersuchung über gesundheitliche Auswirkungen des Kurzwellensenders Schwarzenburg (1992-1995) Die Studie hatte zum Zweck, die Bevölkerung soweit zu beruhigen, dass eine 6-fache Verstärkung dieses vom Staat betriebenen Polit-Propagandasenders akzeptiert worden wäre. Der Sender hatte 5 Hauptstrahlrichtungen, (Fernost-Nahost-Afrika-Südamerika-Nordamerika) und strahlte abwechslungsweise nie gleichzeitig) in 5 verschiedene Kreissektoren. Zwischen diesen 5 Hauptstrahlrichtungen gab es auch 5 schwach- bis unbestrahlte Kreissektoren. Eine von den Senderbetreibern gefälschte Verstrahlungskarte, ließ die Epidemiologen die falschen Bevölkerungsgruppen untersuchen, nämlich vorwiegend diejenige in den schwach- bis unbestrahlten Sektoren. Von mir auf die fatale Täuschung aufmerksam gemacht, verboten die Auftraggeber den Forschern jeglichen Kontakt zu mir, mit dem Hinweis es handle sich bei mir um einen, Zitat "völlig inkompetenten, fanatisch-konfusen Volksanwalt"

So wurde denn prompt auch die Melatoninuntersuchung an Kühen in einem falschen Stall durchgeführt. Verschiedene Zeitungen und Zeitschriften publizierten dann meine Kritiken, so dass sich die Studienleitung gezwungen sah, um nicht als Fälscher in die Geschichte einzugehen, die Untersuchungen 1996 zu wiederholen. Diesmal wurden die richtigen Probanden untersucht, mit dem Resultat, dass sich die Anzahl gesundheitlich geschädigter Personen mehr als verdoppelte. Der Sender musste auf Druck der Bevölkerung schließlich geschlossen und abgebrochen werden. Ein Ausbau wäre nur unter starkem Aufgebot von Militär und Polizei möglich gewesen. Dies hätte so hohe Kosten zur Folge gehabt, dass die Senderbetreiber noch heute behaupten, der Sender sei aus wirtschaftlichen Gründen abgebrochen worden.

Eine Woche vor Stillegung und eine Woche nach Stillegung des Senders wurden nochmals Kühe auf ihre nächtliche Melatoninproduktion hin untersucht. Diesmal im richtigen Stall. Und was taten die Senderbetreiber um ein aussagekräftiges Resultat zu vertuschen? Ganz einfach, sie fuhren die Senderichtung Nordamerika, welche den Stall nachts von 01.00 bis 06.00 bestrahlte einfach auf 25% zurück. Pech gehabt liebe Mogler und Fälscher, wir besitzen schöööne Messdaten zu eurer Mogelei.

Weiter zu erwähnen wäre eine Schlafstudie unter Mikrowellenbestrahlung, finanziert von Swisscom, welche ausschließlich mit 20-jährigen kräftigen jungen Männern durchgeführt wurde, weil die Schwarzenburger-Studie ergeben hatte, dass diese Altersgruppe punkto Schlafstörungen am wenigsten auf EM-Felder reagierte. Besonders hart betroffen dagegen waren in Schwarzenburg Kinder unter 12 Jahren und Erwachsene ab 40. Absolut klar was diese Studie bezweckte.

Ins Kapitel der falschen Konzepte gehören ebenso alle Studien, die nach 3 Jahren flächendeckendem GSM-Mobilfunk bereits Entwarnung punkto Krebs geben, da jeder Krebs eine Latenzzeit (Entwicklungszeit) von mindestens 5 bis hin zu 10 Jahren benötigt, bevor dieser überhaupt ärztlich diagnostiziert werden kann.

Weshalb die Schweizer Krebsliga in ihrem neusten Sammelaufruf unter dem Kapitel "Falsche Meldungen und Gerüchte zu Krebs" die Mobiltelefonie aufführt, wird sofort klar, wenn man den Hauptsponsor der Krebsliga kennt. Es ist der Schweizer Mobilfunkbetreiber Orange.

Noch weiter geht der Meister Proper der Swisscom, Prof. Dr. Reinhold Berz. Er gibt in der Neuen Zürcher Zeitung vom 18 Juni 04 bereits Entwarnung für UMTS obschon der offizielle UMTS-Start in der Schweiz erst auf den 1.Juli angesagt ist.

Mit dem Verteilen von Persilscheinen für den Mobilfunk, lässt sich zur Zeit unwahrscheinlich Geld verdienen. Wenn ehemals bescheidene Forscher jetzt plötzlich im Playboylook im weißen Maßanzug mit rotem Porsche oder Ferrari vorfahren, sollte eigentlich jedem klar sein was da passiert ist.

http://www.gigaherz.ch/787/


siehe dazu auch:

Betrug in der Wissenschaft: Nur die Spitze des Eisbergs bekannt
http://omega.twoday.net/stories/283042/

Forscher und Forschungsergebnisse von der Industrie bezahlt
http://www.buergerwelle.de/pdf/forscher_und_forschungsergebnisse_von_der_industrie_bezahlt.htm
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