Seehofer ist ein Anti-Verbraucherminister
ERSTELLT 17.12.05, 07:00h
Die grüne Bundestagsabgeordnete Bärbel Höhn war Umwelt- und Verbraucherschutzministerin in NRW. Sie nimmt an den WTO-Verhandlungen in Hongkong teil. Mit ihr sprach Stefan Sauer.
KÖLNER STADT-ANZEIGER: Frau Höhn, wie beurteilen Sie die Aussagen von Minister Horst Seehofer zum Ökolandbau und der Gentechnik in der Landwirtschaft?
BÄRBEL HÖHN: Herr Seehofer hat nur wenige Wochen gebraucht, um sich den Lobby-Interessen von Gentech-Konzernen und dem Bauernverband zu beugen. Im Fleischskandal hat er noch durchaus positive Signale an die Verbraucher gesandt, allerdings nur mit Worten. Nun lässt er die Katze aus dem Sack: Seehofer macht Politik gegen die Interessen der Menschen, er ist ein Anti-Verbraucherminister.
Er hat auch angekündigt, die Bevorzugung des Ökolandbaus gegen über der konventionellen Landwirtschaft zu beenden. Worin besteht dieses Bevorzugung denn?
HÖHN: Die ist sehr gering. Außer einer etwas größeren Öffentlichkeitsarbeit werden lediglich besonders Grundwasser und Boden schonende Wirtschaftsweisen gefördert. Das sind aber geringe Beträge und auch konventionelle Betriebe können daran teilhaben, wenn sie sich entsprechend verhalten. Der Ökoanbau ist einer der ganz wenigen Bereiche in der Landwirtschaft, der große Wachstumsraten aufzuweisen hat. Die Fläche hat jedes Jahr um rund zehn Prozent zugenommen. Mit seinen Aussagen schmälert Seehofer die Zukunftsperspektiven der Ökobauern und gefährdet damit auch Arbeitsplätze.
Der Minister will dafür vermehrt gentechnisch verändertes Saatgut zulassen. Vielleicht bringt das Jobs?
HÖHN: Mit Sicherheit nicht. Die Gentechnik-Unternehmen sind international agierende Konzerne wie Monsanto mit Sitz in den USA. Im Gegenteil werden Gen-Tech-Pflanzen erst einmal richtig teuer. Landwirtschaft ist ja kein geschlossenes System, so dass es durch Pollenflug und Insekten zu Verunreinigungen konventioneller und ökologischer Anbauflächen kommen wird. Bei gentechnisch verändertem Raps müssen wir noch in zehn Kilometern Entfernung mit Verunreinigungen rechnen. Wer weiterhin gentechnikfreie Pflanzen verkaufen will, muss durch Untersuchungen nachweisen, dass seine Ernte nicht vom Nachbarn verunreinigt wurde. Schließlich wollen die deutschen Verbraucher kein Genfood essen. Der Nachweis kostet Geld, Zeit und Jobs. Es ist sogar schon überlegt worden, „Pollenzäune“ zu errichten, um Insekten abzuhalten. Daran sieht man, wie absurd die ganze Sache ist.
Wenn die Verbraucher kein Genfood wollen, dann fehlt doch die Nachfrage und alles ist in Ordnung.
HÖHN: Nichts ist in Ordnung, weil das ein schleichender Prozess ist. Zunächst wird es wie beschrieben zu Verunreinigungen kommen. In der Folge wird der Grenzwert, der für gentechnikfreie Lebensmittel gilt, langsam erreicht werden. Und dann setzt man die Grenzwerte eben hoch. Die Grünen werden allerdings alles tun, um das zu verhindern. (KStA)
ALLE RECHTE VORBEHALTEN © 2004 KÖLNER STADT-ANZEIGER
http://www.ksta.de/html/artikel/1132657958566.shtml
Die grüne Bundestagsabgeordnete Bärbel Höhn war Umwelt- und Verbraucherschutzministerin in NRW. Sie nimmt an den WTO-Verhandlungen in Hongkong teil. Mit ihr sprach Stefan Sauer.
KÖLNER STADT-ANZEIGER: Frau Höhn, wie beurteilen Sie die Aussagen von Minister Horst Seehofer zum Ökolandbau und der Gentechnik in der Landwirtschaft?
BÄRBEL HÖHN: Herr Seehofer hat nur wenige Wochen gebraucht, um sich den Lobby-Interessen von Gentech-Konzernen und dem Bauernverband zu beugen. Im Fleischskandal hat er noch durchaus positive Signale an die Verbraucher gesandt, allerdings nur mit Worten. Nun lässt er die Katze aus dem Sack: Seehofer macht Politik gegen die Interessen der Menschen, er ist ein Anti-Verbraucherminister.
Er hat auch angekündigt, die Bevorzugung des Ökolandbaus gegen über der konventionellen Landwirtschaft zu beenden. Worin besteht dieses Bevorzugung denn?
HÖHN: Die ist sehr gering. Außer einer etwas größeren Öffentlichkeitsarbeit werden lediglich besonders Grundwasser und Boden schonende Wirtschaftsweisen gefördert. Das sind aber geringe Beträge und auch konventionelle Betriebe können daran teilhaben, wenn sie sich entsprechend verhalten. Der Ökoanbau ist einer der ganz wenigen Bereiche in der Landwirtschaft, der große Wachstumsraten aufzuweisen hat. Die Fläche hat jedes Jahr um rund zehn Prozent zugenommen. Mit seinen Aussagen schmälert Seehofer die Zukunftsperspektiven der Ökobauern und gefährdet damit auch Arbeitsplätze.
Der Minister will dafür vermehrt gentechnisch verändertes Saatgut zulassen. Vielleicht bringt das Jobs?
HÖHN: Mit Sicherheit nicht. Die Gentechnik-Unternehmen sind international agierende Konzerne wie Monsanto mit Sitz in den USA. Im Gegenteil werden Gen-Tech-Pflanzen erst einmal richtig teuer. Landwirtschaft ist ja kein geschlossenes System, so dass es durch Pollenflug und Insekten zu Verunreinigungen konventioneller und ökologischer Anbauflächen kommen wird. Bei gentechnisch verändertem Raps müssen wir noch in zehn Kilometern Entfernung mit Verunreinigungen rechnen. Wer weiterhin gentechnikfreie Pflanzen verkaufen will, muss durch Untersuchungen nachweisen, dass seine Ernte nicht vom Nachbarn verunreinigt wurde. Schließlich wollen die deutschen Verbraucher kein Genfood essen. Der Nachweis kostet Geld, Zeit und Jobs. Es ist sogar schon überlegt worden, „Pollenzäune“ zu errichten, um Insekten abzuhalten. Daran sieht man, wie absurd die ganze Sache ist.
Wenn die Verbraucher kein Genfood wollen, dann fehlt doch die Nachfrage und alles ist in Ordnung.
HÖHN: Nichts ist in Ordnung, weil das ein schleichender Prozess ist. Zunächst wird es wie beschrieben zu Verunreinigungen kommen. In der Folge wird der Grenzwert, der für gentechnikfreie Lebensmittel gilt, langsam erreicht werden. Und dann setzt man die Grenzwerte eben hoch. Die Grünen werden allerdings alles tun, um das zu verhindern. (KStA)
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Starmail - 17. Dez, 10:54