Wir wollen nicht so enden wie die Radarsoldaten
Allgäuer Zeitung Kaufbeuren
26.10.2005, Allgäuer Zeitung
„Wir wollen nicht so enden wie die Radarsoldaten“
Mobilfunkinitiative Kaufbeuren lässt wegen Antenne am Finanzamt Blutuntersuchungen machen
Kaufbeuren (fro). - „Die Verträge sind durch. Ich rechne im Spätherbst mit der Aufstellung der Mobilfunkantenne am Finanzamt“, sagt Gottlieb Tröber etwas resigniert. Der Vorsitzende der Mobilfunkinitiative Kaufbeuren zeigt sich von der Stadt enttäuscht: Statt auf Bedenken der Bürger einzugehen, verstecke sich die Stadt hinter gesetzlichen Grenzwerten. Nun haben sich die Beschäftigten des Finanzamtes einer freiwilligen Blutuntersuchung unterzogen. Damit soll ihr Blutbild dokumentiert werden, um mögliche gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Strahlen der Antenne zu dokumentieren.
Im Finanzamt Kaufbeuren arbeiten 250 Angestellte. Die staunten nicht schlecht, als ihnen mitgeteilt wurde, dass der Mobilfunkbetreiber T-Mobile eine 22 Meter hohe Antenne am Finanzamt bauen will. Sie gründeten mit Anwohnern eine Initiative dagegen, wählten den Personalratsvorsitzenden Tröber zum Vorsitzenden und hatten binnen kurzer Zeit rund 400 Unterschriften gegen die Antenne gesammelt.
Die Initiative, die mittlerweile auch mit der Ostallgäuer Initiative gegen Mobilfunk zusammenarbeitet, wendet sich nicht prinzipiell gegen Mobilfunk. Aber es sei durchaus möglich, „verträgliche Antennenstandpunkte“, also nicht direkt an Arbeitsstätten oder Wohngebieten, auszuwählen. Außerdem sei der Strahlen-Grenzwert in Deutschland gesundheitsschädlich. In Ländern wie Österreich oder Russland gelten deshalb niedrigere Grenzwerte für Mobilfunk.
„Wir wollen nicht so enden wie die Radar-Soldaten oder die Asbest-Kranken“, sagt Gottlieb Tröber. Trotz unabhängiger ärztlicher Untersuchungen sei jahrelang die Gefährlichkeit der Radarstrahlen oder des Asbests verharmlost worden. Mittlerweile wird die Gefährdung zwar tatsächlich anerkannt, aber für die Erkrankten sei das ein schwacher Trost. Jetzt hat sich fast die gesamte Belegschaft des Finanzamtes freiwilligen Blutuntersuchungen unterzogen.
Von Institut untersucht
„Viele Leute haben Probleme, was da mit den Strahlen auf sie zukommt“, erklärt Tröber. Die Blutwerte werden nun von einem Institut untersucht, dass sich auf derartige Untersuchungen spezialisiert habe. Das dokumentiert die Blutwerte und vergleicht sie mit zukünftigen Proben. „Mit den festgestellten Werten können nach Bau und Inbetriebnahme der Funkstation Veränderungen im Blutbild nachgewiesen werden“, erläutert Tröber. Dann könnten die Mitarbeiter versuchen, Schadensersatzforderungen geltend zu machen.
Zitat
Sämtliche Bemühungen der Bediensteten und der Mobilfunkinitiative um einen unbedenklichen Standpunkt sind an der Arroganz von T-Mobile und der Unlust der Stadt Kaufbeuren gescheitert.}
Gottlieb Tröber, Vorsitzender der Mobilfunkinitiative Kaufbeuren
Die Initiative will auch den Anwohnern die Möglichkeit der Blutuntersuchungen anbieten. Außerdem wolle man weiter auf die Stadt einwirken. Schließlich sei diese nach dem Mobilfunkpakt verpflichtet, Gespräche mit Beteiligten zu führen. Zwar habe die Initiative mit der Stadt gesprochen, aber die „redet sich mit den gesetzlichen Grenzwerten heraus“, so Tröber. Andere Städte wie Dachau würden sich freiwillig verpflichten, strengere Grenzwerte einzuhalten. Bei Kindergärten würde die Stadt schließlich auch ein Veto gegen benachbarte Mobilfunkantennen einlegen.
http://www.all-in.de/redsys/c.php/allin/lokales/kf.php?l=de&dom=dom1&id=543358
26.10.2005, Allgäuer Zeitung
„Wir wollen nicht so enden wie die Radarsoldaten“
Mobilfunkinitiative Kaufbeuren lässt wegen Antenne am Finanzamt Blutuntersuchungen machen
Kaufbeuren (fro). - „Die Verträge sind durch. Ich rechne im Spätherbst mit der Aufstellung der Mobilfunkantenne am Finanzamt“, sagt Gottlieb Tröber etwas resigniert. Der Vorsitzende der Mobilfunkinitiative Kaufbeuren zeigt sich von der Stadt enttäuscht: Statt auf Bedenken der Bürger einzugehen, verstecke sich die Stadt hinter gesetzlichen Grenzwerten. Nun haben sich die Beschäftigten des Finanzamtes einer freiwilligen Blutuntersuchung unterzogen. Damit soll ihr Blutbild dokumentiert werden, um mögliche gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Strahlen der Antenne zu dokumentieren.
Im Finanzamt Kaufbeuren arbeiten 250 Angestellte. Die staunten nicht schlecht, als ihnen mitgeteilt wurde, dass der Mobilfunkbetreiber T-Mobile eine 22 Meter hohe Antenne am Finanzamt bauen will. Sie gründeten mit Anwohnern eine Initiative dagegen, wählten den Personalratsvorsitzenden Tröber zum Vorsitzenden und hatten binnen kurzer Zeit rund 400 Unterschriften gegen die Antenne gesammelt.
Die Initiative, die mittlerweile auch mit der Ostallgäuer Initiative gegen Mobilfunk zusammenarbeitet, wendet sich nicht prinzipiell gegen Mobilfunk. Aber es sei durchaus möglich, „verträgliche Antennenstandpunkte“, also nicht direkt an Arbeitsstätten oder Wohngebieten, auszuwählen. Außerdem sei der Strahlen-Grenzwert in Deutschland gesundheitsschädlich. In Ländern wie Österreich oder Russland gelten deshalb niedrigere Grenzwerte für Mobilfunk.
„Wir wollen nicht so enden wie die Radar-Soldaten oder die Asbest-Kranken“, sagt Gottlieb Tröber. Trotz unabhängiger ärztlicher Untersuchungen sei jahrelang die Gefährlichkeit der Radarstrahlen oder des Asbests verharmlost worden. Mittlerweile wird die Gefährdung zwar tatsächlich anerkannt, aber für die Erkrankten sei das ein schwacher Trost. Jetzt hat sich fast die gesamte Belegschaft des Finanzamtes freiwilligen Blutuntersuchungen unterzogen.
Von Institut untersucht
„Viele Leute haben Probleme, was da mit den Strahlen auf sie zukommt“, erklärt Tröber. Die Blutwerte werden nun von einem Institut untersucht, dass sich auf derartige Untersuchungen spezialisiert habe. Das dokumentiert die Blutwerte und vergleicht sie mit zukünftigen Proben. „Mit den festgestellten Werten können nach Bau und Inbetriebnahme der Funkstation Veränderungen im Blutbild nachgewiesen werden“, erläutert Tröber. Dann könnten die Mitarbeiter versuchen, Schadensersatzforderungen geltend zu machen.
Zitat
Sämtliche Bemühungen der Bediensteten und der Mobilfunkinitiative um einen unbedenklichen Standpunkt sind an der Arroganz von T-Mobile und der Unlust der Stadt Kaufbeuren gescheitert.}
Gottlieb Tröber, Vorsitzender der Mobilfunkinitiative Kaufbeuren
Die Initiative will auch den Anwohnern die Möglichkeit der Blutuntersuchungen anbieten. Außerdem wolle man weiter auf die Stadt einwirken. Schließlich sei diese nach dem Mobilfunkpakt verpflichtet, Gespräche mit Beteiligten zu führen. Zwar habe die Initiative mit der Stadt gesprochen, aber die „redet sich mit den gesetzlichen Grenzwerten heraus“, so Tröber. Andere Städte wie Dachau würden sich freiwillig verpflichten, strengere Grenzwerte einzuhalten. Bei Kindergärten würde die Stadt schließlich auch ein Veto gegen benachbarte Mobilfunkantennen einlegen.
http://www.all-in.de/redsys/c.php/allin/lokales/kf.php?l=de&dom=dom1&id=543358
Starmail - 26. Okt, 09:15