1
Nov
2004

Wissenschaftler verlassen Leukämie-Kommission wegen "Verschleierungspolitik"

Kinder-Leukämie in AKW-Nähe: Wissenschaftler verlassen Leukämie-Kommission wegen "Verschleierungspolitik" (01.11.04)

Über die Ursachen der Leukämieerkrankungen von Kindern in der Umgebung von Nuklearanlagen in Schleswig-Holstein gibt es neuen Streit. Mehrere Wissenschaftler der mit der Untersuchung beauftragten Fachkommission des Bundeslandes kündigten am Montag in Berlin ihren Rückzug aus dem Gremium an. Sie protestierten damit, wie es hieß, "gegen die Verschleierungspolitik der schleswig-holsteinischen Aufsichtsbehörde". Die Wissenschaftler argumentierten, dass "seit dem sprunghaften Anstieg der Erkrankungsfälle im Jahr 1990" in der betroffenen Region um das Atomkraftwerk Krümmel sowie weiterer Nuklearanlagen bei Geesthacht "die Zahl der Leukämieerkrankungen bis heute dreifach überhöht geblieben" sei. In ihrem Abschlussbericht, der der Nachrichtenagentur ddp vorliegt, sehen die Wissenschaftler "den Verdacht einer unzulässigen radioaktiven Kontamination der Umgebung bestätigt".

Die ganze Nachricht im Internet:

http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php4?Nr=9637

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Hallo zusammen,

2 Artikel aus der Süddeutschen Zeitung.

Herzlichen Gruß

Klaus Böckner


Schleswig-Holstein

Atomperlen aus Geesthacht

Die "Atombombe in der Aktentasche": Forscher glauben, Ursache der Kinder-Tumore in der Gemeinde Geesthacht entdeckt zu haben.

Von Martin Urban

Völlig überraschend hat sich die Experten-Kommission aufgelöst, die seit 1992 die Ursache der häufig auftretenden Leukämie bei Kindern in der Umgebung von Geesthacht (Schleswig-Holstein) erforscht.

Der Vorsitzende Otmar Wassermann und fünf weitere wissenschaftliche Mitglieder der achtköpfigen Kommission erklärten am Montag in Berlin „unter Protest gegen die Verschleierungspolitik der schleswig-holsteinischen Aufsichtsbehörde“ ihren Rücktritt. Die Strahlenforscher glauben jetzt zu wissen, was seinerzeit passiert ist.

Die Suche nach dem Fingerabdruck

Sie haben jahrelang nach dem „Fingerabdruck“ eines mit der Freisetzung von Radioaktivität verbundenen Ereignisses gesucht – und sind auf sensationelle Weise fündig geworden. Sie identifizierten nach eigenen Angaben einen Mix aus Spalt- und Aktivierungsprodukten, Transuranen (Plutonium und Americium) sowie weiteren Kernbrennstoffen (angereichertes Uran und Thoriumderivate).

Die Analyse ergab, dass die Spur nicht nach Tschernobyl führt, wo sich im April 1986 die bisher größte Reaktorkatastrophe ereignet hat. Sie führt auch nicht ins Kernkraftwerk Krümmel, obwohl auch dort allerlei Unregelmäßigkeiten vorgekommen sein sollen. Dagegen wurden die Strahlenforscher bei der gleich nebenan liegenden GKSS fündig.

Art und Aufbau sogenannter Mikrosphären ließen auf die Herkunft „aus einer Hybridanlage, bei der Kernfusion und Kernspaltung vereint zur Energiefreisetzung benutzt werden sollten“, schließen. Im September 1986 sei eine Laboreinrichtung auf dem Gelände abgebrannt. Das Ereignis belege „den zeitlichen Zusammenhang zum Anstieg der Leukämieerkrankungen“.

"Atombombe in der Aktentasche"

Was war passiert? Damals – in Bonn regierte Helmut Kohl, in Schleswig Holstein Uwe Barschel – wurde die Idee einer „Atombombe in der Aktentasche“ diskutiert: Eine millimetergroße Perle aus Plutonium 239 genügt. Im Brennpunkt eines Ellipsoids, einer Eiform aus Keramik, angebracht, kann die Perle mittels eines Laserimpulses so hoch verdichtet werden, dass es zu einer Mini-Atombombenexplosion kommt.

Dabei werden Energien freigesetzt, die 500 bis 1000 Kilogramm TNT-Sprengstoff entsprechen. Solche Experimente, so das Münchner Kommissionsmitglied, der Strahlenmediziner Edmund Lengfelder, sind damals – vermutlich mit Wissen der Amerikaner – in der GKSS gemacht worden. Wenn das zuträfe, wäre es völkerrechtswidrig gewesen, was die Dementis wie die Behinderungen der Kommission durch die staatlichen Stellen erklären würde.

Radioaktive Perlen aus Thorium wurden auch für die Brennelemente des seinerzeit entwickelten Hochtemperaturreaktors benötigt. In Hanau habe man solche Perlen produziert, sagt Lengfelder. Bei einem dieser Experimente, so glaubt die Kommission, muss es im September 1986 zu einem Zwischenfall gekommen sein.

Die jetzt zurückgetretenen Forscher nennen die Erklärungen der Reaktoraufsicht „absurd“ und „aberwitzige Widerlegungsversuche“. Unterlagen, sagt die Feuerwehr heute, seien später bei einem Brand vernichtet worden, der radioaktive Müll soll auf die DDR-Giftmülldeponie Schönberg gekarrt worden sein.

(SZ vom 2.11.2004)
http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/177/42135/



Geesthacht

Labor bestreitet verbotene Atom-Experimente

Behörden und Forscher in Schleswig-Holstein haben sich gegen Vorwürfe gewehrt, in den achtziger Jahren durch verbotene Atom-Experimente Menschen in der Elbmarsch verstrahlt zu haben. Auch die Staatsanwaltschaft Lübeck sieht keine Anzeichen für einen Störfall.

Von Christopher Schrader und Martin Urban

Am Montag waren sechs Wissenschaftler aus einer Kommission zurückgetreten, die Leukämiefälle in der Nähe des Kernkraftwerks Krümmel und des GKSS-Forschungszentrums in Geesthacht südöstlich von Hamburg untersuchen sollte.

Die Mitglieder um den ehemaligen Vorsitzenden Otmar Wassermann hatten ihren Ausstieg mit mangelnder Kooperation der Landesregierung in Kiel begründet. Als Ursache der seit 1989 aufgetretenen Häufung von Leukämie bei Kindern identifizierten sie „geheim gehaltene kerntechnische Sonderexperimente auf dem GKSS-Gelände“ und einen vertuschten Störfall im September 1986.

Das wurde von allen beteiligten Stellen energisch dementiert. „Es hat bei uns nie einen derartigen Störfall gegeben“, sagte der GKSS-Sprecher, Hans-Friedrich Christiansen; auch seien nie Experimente gemacht worden, von denen Wassermann gesprochen habe. Die Landesregierung in Kiel wies die Vorwürfe zurück: Sie nehme die Fälle von Leukämie „sehr ernst“, seit Gründung der Kommission 1992 seien 4,5 Millionen Euro in die Ursachenforschung investiert worden.

"Keine herausragenden Schwankungen"

Die Staatsanwaltschaft Lübeck hat keinerlei Anzeichen für einen Zwischenfall bei der GKSS. Sie hatte im Jahr 2001 nach einer Anzeige der Organisation IPPNW (Internationale Ärzte für die Verhütung eines Atomkriegs) ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Dabei seien die Protokolle der Instrumente geprüft worden, die auf dem Kernkraftwerk Krümmel die Radioaktivität messen, sagte Staatsanwalt Christian Braunwarth der Süddeutschen Zeitung. „Es gab da zwar einen Tag mit erhöhten Werten, aber er war im Verlauf der zeitlichen Schwankungen nicht herausragend.“

Geheime Experimente als Ursache der Leukämiefälle seien aus der Luft gegriffen, sagte Erich Wichmann vom GSF-Forschungszentrum in Neuherberg bei München. Er ist eines der verbliebenen Kommissions-Mitglieder in Schleswig-Holstein und zugleich Vorsitzender des gleichen Gremiums in Niedersachsen. „Die langjährige Arbeit beider Kommissionen hat keinerlei belastbare Hinweise ergeben, die eine solche, rein spekulative Aussage rechtfertigen könnten.“

Demgegenüber beharrte der Münchner Strahlenmediziner Edmund Lengfelder, einer der zurückgetretenen Wissenschaftler gegenüber der SZ auf seiner These: Die Kommission habe in der Umgebung von GKSS und Krümmel millimetergroße Keramikkügelchen gefunden, die Kernbrennstoffe enthielten. Sie könnten dazu verwendet worden sein, miniaturisierte Atombomben herzustellen. Die Kügelchen seien offenbar bei einem Brand 1986 freigesetzt und in der Landschaft verstreut worden.

Kügelchen und ihre Messungen

Handfeste Belege, dass die GKSS wirklich mit solchen Kügelchen experimentiert hat, fehlen Lengfelder jedoch. Zudem hat die offiziell von der Bundesregierung eingesetzte Strahlenschutzkommission schon im Februar 2003 die Messungen an den Kügelchen als „wissenschaftlich nicht nachvollziehbar“ bewertet.

Es gebe keine Hinweise, dass es sich um Kernbrennstoffpartikel handle. Überhaupt sei nicht zu belegen, dass in der Umgebung von GKSS und Krümel eine ungewöhnliche radioaktive Belastung vorliege.

Allerdings bleiben in der Diskussion über die Leukämiefälle viele ungeklärte Details. Das Unbehagen angesichts der fehlenden Erklärung kann Erich Wichmann von GSF-Forschungszentrum verstehen. Abhelfen kann er ihm nicht. Wichmanns niedersächsische Kommission wird in Kürze die Resultate ihrer eigenen Analysen veröffentlichen: Die Wissenschaftler haben keine Erklärung für die Leukämie-Häufung gefunden.

(SZ vom 3.11.2004)
http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/259/42217/

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Kinder-Leukämie
http://omega.twoday.net/stories/388019/

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Childhood leukemia cluster?

I think the German orignial was published in Umwelt, Medizin, Gesellschaft (UMG). Ionising radiation and non-ionising radiation should not always be kept apart because the effect of both is the more or less the same. When I went to Drogheda to a place close to the Northern Irish border and thought there must be either a mobile phone mast or a nuclear power station in the vicinity. I was assured there were none. Only a year later a friend made me aware that that area is just across the Irish Sea from Sellafield, the British nuclear reprocessing plant. Now I know the area is contaiminated by radioactive particles. Drogheda has a large number of children with Down syndrome.

D.


Childhood Leukemia in the Vicinity of the Geesthacht Nuclear Establishments near Hamburg, Germany
http://www.ehponline.org/members/2007/9861/9861.html



http://omega.twoday.net/search?q=childhood+leukemia
http://omega.twoday.net/search?q=Elbmarsch
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