EMF beeinflußt Melatonin und Melatonin beeinflußt Brustkrebs
Bundesweite Melatoninstudie
http://omega.twoday.net/stories/1328188/
Mobilfunk und Krebs
http://omega.twoday.net/stories/284796/
Wissenschaft zu Mobilfunk:
http://omega.twoday.net/stories/293807/
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Epidemiologie, Melatoninspiegel und, häusliche Magnetfelder
Nach einer amerikanischen Studie, die auf einem Workshop im November 1997 vorgestellt wurde, können schwache elektromagnetische Felder in der normalen Wohnumgebung dosisabhängig die nächtliche Freisetzung von Melatonin bei Frauen beeinträchtigen. Diese Melatoninabsenkung steht im Verdacht, die Krebsentstehung zu begünstigen. Nach einer kleinen schwedischen Studie weisen junge Frauen unter erhöhter häuslicher elektromagnetischer Belastung tendenziell eine höhere Rate an Östrogenrezeptor-positivem Brustkrebs auf.
"Es ist das erste Mal, daß wir Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang zwischen vergleichsweise kleinen Änderungen magnetischer Felder und einer Abnahme der Melatoninkonzentration in der gleichen Nacht bei Menschen in einer normalen Umgebung finden," erläuterte Dr. Scott Davis vom Fred Huchtinson Krebsforschungsinstitut in Seattle/USA die Ergebnisse seiner Studie in einem Interview mit der Zeitschrift Microwave News. Dr. Richard Stevens, der zusammen mit Davis an der Studie gearbeitet hatte, meinte, daß die Ergebnisse eine Schlüsselthese der Melatoninhypothese unterstützten.
Die Studie wurde von Davis beim Workshop über den Zusammenhang von elektromagnetischen Feldern, Licht bei Nacht und Brustkrebs ("Workshop on Electromagnetic Fields, Light-at-Night and Human Breast Cancer") vom 18-19. November 1997 in Washington vorgestellt.
Die Studie von Davis und Stevens
Davis und Stevens hatten bei 200 Frauen an drei aufeinanderfolgenden Nächten den Einfluß von magnetischen Feldern und Licht bei Nacht auf die nächtliche Sekretion des Melatonin-Abbauproduktes 6-Hydroxy-Melatonin-Sulfat (6-OHMS) in den Urin untersucht.
Eine Anzahl von Faktoren, die die Melatoninproduktion beeinflussen, wie verschiedene Medikamente, darunter Beta-Blocker, Kalzium-Antagonisten und Psychopharmaka, Alter, Alkoholkonsum, Körpergewicht und Dunkelheit in der Nacht wurden in der Auswertung berücksichtigt.
Es fand sich eine signifikante Reduktionen der 6-OHMS-Konzentration bei gleichzeitiger Exposition gegenüber magnetischen Feldern und Einnahme Melatonin-vermindernder Medikamente. Eine Verdopplung der nächtlichen Magnetfeldexposition führte zu einer Verminderung der 6-OHMS-Konzentration um 8%; eine Verdreifachung und Vervierfachung führte zu einer Verminderung um 12% und 15%. Dieser Einfluß der Magnetfelder wurde auch in Subgruppen beobachtet, die wegen anderer Faktoren eine Verminderung der Melatoninkonzentration erwarten ließen. Es gab einen schwachen nicht-signifikanten Effekt auf die 6-OHMS-Konzentration im Urin bei Frauen, die keine Medikamente nahmen.
Die Messung des 6-Hydroxy-Melatonin-Sulfats im Urin ist eine bewährte Methode, um auf die Melatoninkonzentration im Blut zu schließen. So fanden beispielsweise Pfluger et al. (1996) aus der Schweiz eine signifikante Verminderung der abendlichen 6-OHMS-Werte um 20% bei beruflich stark elektromagnetisch belasteten Bahnarbeitern an den Arbeitstagen im Vergleich zu den freien Tagen.
Die Studie vom Maria Feychting
Bei dem gleichen Workshop berichtete Maria Feychting vom Karolinska Institut in Stockholm von einer nicht-signifikanten Erhöhung der Brustkrebsrate um 80% bei Frauen unter 50 Jahren mit einer Magnetfeldbelastung von mehr als 0,2 Mikrotesla im Vergleich zu Frauen mit einer Belastung von weniger als 0,1 Mikrotesla. Das Ergebnis basiert auf 15 Fällen und 9 Kontrollen. Bei Frauen über 50 fand sich kein Hinweis auf eine erhöhte Brustkrebsrate bei magnetfeldbelasteten Frauen. Wurde die Analyse auf Frauen unter 50 mit einem Östrogenrezeptor-positiven Krebs beschränkt, so erhöhte sich das relative Risiko auf 7,4. Das Ergebnis war von grenzwertiger Signifikanz und basierte auf 6 Fällen und einer Kontrolle.
"Es gibt einen Hinweis auf ein erhöhtes Risiko bei jüngeren Frauen, besonders bei solchen mit Östrogenrezeptor-positivem Krebs," wird Feychting zitiert. "Allerdings macht die kleine Zahl das Ergebnis unzuverlässig und kann möglicherweise Zufall sein." "Wir brauchen weitere Studien, um unsere Ergebnisse zu bestätigen oder zu widerlegen."
Frühere Untersuchungen des Zusammenhangs zwischen elektromagnetischen Feldern und Brustkrebs führten zu widersprüchlichen Ergebnissen. In der Elektrosmog-Report-Ausgabe vom Dezember 1996 hatten wir eine Studie von Patricia Coogan und Kollegen von mehreren amerikanischen Institutionen vorgestellt. In dieser Studie war das Risiko, an einem Brustkrebs zu erkranken, in der Gruppe mit der angenommenen höchsten EMF-Belastung (60 Hz) um 43% gegenüber der Kontrollgruppe erhöht. In einer norwegischen Studie von Tore Tynes und Kollegen aus dem Jahre 1994 fand sich eine um 50% erhöhte Brustkrebsrate bei Telegraphistinnen, die auf See arbeiteten. Die am stärksten erhöhte Brustkrebsrate trat bei Frauen im Alter zwischen 45 und 54 Jahren auf. Auch Dana P. Loomis et al. (1994) hatte eine um 38% erhöhte Brustkrebsrate bei Frauen in Elektroberufen gefunden mit der höchsten Risikozunahme in der gleichen Altersgruppe (45-55 Jahre) wie Tynes. Ein Jahr später wurden die Daten der Loomis-Studie unter Verwendung anderer Expositionsdefinitionen von einer anderen Arbeitsgruppe erneut ausgewertet. Diese ermittelte keine Beziehung zwischen EMF und Brustkrebs.
Die Melatonin-Hypothese
Die Produktion und Sekretion des in der Zirbeldrüse produzierten Neurohormons wird durch Lichteinfluß vermindert, die Melatoninkonzentration ist während des Schlafes besonders hoch. Auch elektromagnetische Felder scheinen die Melatoninkonzentration zu vermindern. In experimentellen Studien zeigte das Hormon Radikalfängereigenschaften - freie Radikale schädigen Zellstrukturen - und vor Krebs schützende Wirkungen (vgl. Elektrosmog-Report, Februar 1996).
In einer Publikation aus dem Jahre 1996 faßten Stevens und Davis die Melatonin-Hypothese für den Brustkrebs in einem Satz zusammen: "Licht beeinflußt Melatonin, EMF beeinflußt Melatonin und Melatonin beeinflußt Brustkrebs." Dabei sei der stärkste dieser Effekte die Wirkung von Licht auf Melatonin, etwa von nächtlichem Kunstlicht. Die Hemmung der Brustkrebsentstehung durch Melatonin ist im Tierversuch nachgewiesen. Elektromagnetische Felder waren in der Lage, die zellteilungshemmende Wirkung von Melatonin auf Brustkrebszellen aufzuheben.
Literatur:
1. Brustkrebs und EMF. Elektrosmog-Report 2 (12), S. 5-7 (1996).
2. Grotenhermen, F.: Melatonin. Elektrosmog-Report 2 (2), S. 5-6 (1996).
3. Pfluger, D. H., Minder, C. E.: Effects of exposure to 16.7 Hz magnetic fields on urinary 6-hydroxymelatonin sulfate excretion of Swiss railway workers. J. Pineal. Res. 21, 91-100 (1996).
4. Weak residential magnetic fields affect melatonin in humans. Microwave News 17(6), S. 1, 4 (1997).
http://www.datadiwan.de/netzwerk/index.htm?/esmog/es_98_03.htm
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Interview
Wiederholung der Löscher-Studie in den USA
Die Redaktion des Elektrosmog-Reports führte aus aktuellem Anlaß ein Interview mit Dr. Wolfgang Löscher, Professor an der Tierärztlichen Hochschule Hannover, Institut für Pharmakologie, Toxikologie und Pharmazie (Bünteweg 17, 30559 Hannover).
Elektrosmog-Report: Die von Ihnen und Ihren Mitarbeitern in den letzten Jahren durchgeführten Tierversuche haben international Aufsehen erregt, da sie erstmalig eine Dosis-Wirkungsbeziehung zwischen der Magnetfeldstärke und der Promotion von Brustkrebs bei weiblichen Ratten zeigten. Die Versuche wurden nun in den USA vom Battelle-Institut wiederholt und konnten nicht reproduziert werden. Wie sahen die Ergebnisse genau aus?
Löscher: Eine Arbeitsgruppe des Battelle-Instituts wiederholte im Auftrag des Bundesgesundheitsamtes (NIH) der USA einen unserer Versuche mit 100 Mikrotesla (50 Hertz). Wir hatten bei dieser Flußdichte in zwei unabhängigen Versuchen bei 13wöchiger Exposition eine signifikante Zunahme der Anzahl bei der Sektion sichtbarer Brusttumoren in einem Brustkrebsmodell an Ratten gefunden.
In der amerikanischen Studie wurde zunächst versucht, unseren Versuch so genau wie möglich zu wiederholen. Da nicht die von uns verwendeten Ratten, sondern Ratten eines amerikanischen Züchters verwendet wurden, ergab aber die Dosis des chemischen Karzinogens (20 mg DMBA pro Ratte), die zur Auslösung von Brustkrebs verwendet wurde, sehr viel mehr Tiere mit Tumoren, als in unseren Versuchen, d.h., die amerikanischen Ratten waren empfindlicher. Damit ließ der Versuch keine Beurteilung zu, ob die Magnetfeldexposition zu mehr Brusttumoren führte. In einer weiterführenden Untersuchung verwendeten die Amerikaner dann niedrigere Dosen von DMBA. Die Brustkrebsinzidenz bei den Kontrolltieren war dadurch niedriger; zusätzliche Magnetfeldexposition hatte keinen Effekt. In einem dritten Versuch wurde die Expositionsdauer von 13 auf 26 Wochen erhöht. Wiederum ergab sich kein Magnetfeldeffekt.
Elektrosmog-Report: Wie ist die Arbeit vom Battelle-Institut wissenschaftlich zu bewerten? Wie war Ihre Zusammenarbeit mit Battelle?
Löscher: Die Untersuchungen von Battelle wurden von erfahrenen Wissenschaftlern durchgeführt. Unsere Zusammenarbeit mit Battelle war gut. Man gab sich Mühe, unsere Versuche zu reproduzieren. Allerdings gab es zahlreiche Schwierigkeiten mit der finanzierenden Behörde, die sich laut Aussage wenig flexibel zeigte, so daß unsere Versuche nicht annähernd so genau wiederholt werden konnten, wie es für eine Replikationsstudie notwendig gewesen wäre.
Elektrosmog-Report: Wie erklären Sie sich die unterschiedlichen Ergebnisse?
Löscher: Wie bereits angesprochen, wurden von Battelle Ratten eines anderen Züchters verwendet, die sehr viel empfindlicher auf DMBA ansprachen, d.h., die Ratten waren genetisch unterschiedlich zu unseren Tieren. Das ist die wahrscheinlichste Erklärung für die Unterschiede in den Ergebnissen mit Magnetfeldexposition. Es gab aber zahlreiche weitere Unterschiede zwischen den Versuchen, die für die unterschiedlichen Ergebnisse eine Rolle spielen könnten. So war das Futter der Tiere unterschiedlich, die Expositionsdauer pro Tag war in den amerikanischen Versuchen kürzer (insgesamt 500 Stunden in 13 Wochen!), die Kontrolltiere waren in einem anderen Raum als die exponierten Tiere (bei uns waren beide Gruppen im gleichen Raum) etc. Das heißt, es handelte sich nicht um eine Wiederholung unserer Versuche, sondern lediglich um ähnliche Versuche.
Elektrosmog-Report: Eine weitere Battelle-Studie an Mäusen und Ratten fand in der Magnetfeld-belasteten Gruppe verstärkt Schilddrüsentumore. Können Sie uns hierzu Näheres mitteilen?
Löscher: Es handelte sich hierbei um sogenannte Lebenszeitstudien, in denen Ratten und Mäuse für den größten Teil ihres Lebens, d.h. für zwei Jahre in Magnetfeldern unterschiedlicher Flußdichten exponiert wurden. Der einzige Unterschied zu Kontrollen war das gehäufte Auftreten von Schilddrüsenkrebs in einigen der exponierten Gruppen. Dies wurde von Pathologen als eher zufällig und nicht magnetfeldbedingt angesehen, da es keinen klaren Zusammenhang zwischen Flußdichtenhöhe und dem vermehrten Auftreten von Schilddrüsenkrebs gab.
Elektrosmog-Report: In den USA fanden in den letzten Wochen verschiedene wissenschaftliche Meetings statt, die das Thema EMF & Tierversuche diskutierten. Sie waren selbst zu einem solchen Meeting eingeladen. Wie sieht der aktuelle wissenschaftliche Diskussionsstand hinsichtlich krebspromovierender und krebsinitiierender Eigenschaften von EMF aus? Wie beurteilen die Experten die unterschiedlichen Ergebnisse?
Löscher: Die umfangreichste Diskussion gab es zu unseren Untersuchungen im DMBA-Brustkrebsmodell, da man diesen Untersuchungen besondere Bedeutung beimaß. Da die Battelle-Studien nicht als Replikationsversuche bewertet wurden, sondern nur als ähnliche Versuche, war man der Meinung, daß weitere Untersuchungen zur möglichen Brustkrebspromotion durch Magnetfeldexposition notwendig sind. Insgesamt wird viel vom Ausgang mehrerer prospektiver epidemiologischer Brustkrebsstudien an amerikanischen Frauen mit beruflicher oder häuslicher Magnetfeldexposition abhängen. Zwischenergebnisse einer dieser Untersuchungen an Frauen mit erhöhter häuslicher Exposition zeigten erstmals eine signifikante Senkung des Hormons Melatonin bei exponierten Frauen. Da Melatonin eine Rolle beim Brustkrebswachstum zugeschrieben wird, ist dies der erste Hinweis, daß die "Melatoninhypothese" von Magnetfeldeffekten auf das Brustkrebswachstum auch beim Menschen relevant sein könnte. Weitere experimentelle Hinweise für einen Zusammenhang zwischen Magnetfeldexposition und Krebswachstum ergeben sich aus Daten zu Hautkrebsmodellen an der Maus. Für alle weiteren bisher experimentell untersuchten Krebstypen (z.B. Leukämien und Hirntumoren) gibt es nach Meinung der Experten keine Hinweise auf Magnetfeldeffekte.
Elektrosmog-Report: Wie geht es nun weiter? Welche Fragen müssen als Nächstes geklärt werden? Werden Ihre Versuche in den USA noch mal wiederholt? Werden Sie selbst in Hannover neue Tierversuche durchführen?
Löscher: Wir haben gerade eine weitere Untersuchung abgeschlossen, in der wir mit Unterstützung der amerikanischen Bundesregierung Versuche mit 26wöchiger Magnetfeldexposition im DMBA-Brustkrebsmodell durchführten. Dabei ergab sich wiederum eine signifikante Zunahme der Brustkrebsinzidenz. Mit Unterstützung des deutschen Bundesumweltministeriums führen wie umfangreiche Untersuchungen zu den möglichen Mechanismen der Magnetfeldeffekte in Krebsmodellen durch. Ob unsere Versuche in den USA wiederholt werden, hängt von der finanziellen Unterstützung solcher Versuche ab. Zur Zeit scheint die Drittmittelsituation für solche Versuche in den USA deutlich schlechter zu werden. Allerdings haben mir japanische Wissenschaftler mitgeteilt, daß unsere Versuche in Japan mit umfangreichen Mitteln der japanischen Regierung wiederholt werden.
Elektrosmog-Report: Vielen Dank für das Interview!
http://www.datadiwan.de/netzwerk/index.htm?/esmog/es_98_06.htm
http://omega.twoday.net/stories/1328188/
Mobilfunk und Krebs
http://omega.twoday.net/stories/284796/
Wissenschaft zu Mobilfunk:
http://omega.twoday.net/stories/293807/
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Epidemiologie, Melatoninspiegel und, häusliche Magnetfelder
Nach einer amerikanischen Studie, die auf einem Workshop im November 1997 vorgestellt wurde, können schwache elektromagnetische Felder in der normalen Wohnumgebung dosisabhängig die nächtliche Freisetzung von Melatonin bei Frauen beeinträchtigen. Diese Melatoninabsenkung steht im Verdacht, die Krebsentstehung zu begünstigen. Nach einer kleinen schwedischen Studie weisen junge Frauen unter erhöhter häuslicher elektromagnetischer Belastung tendenziell eine höhere Rate an Östrogenrezeptor-positivem Brustkrebs auf.
"Es ist das erste Mal, daß wir Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang zwischen vergleichsweise kleinen Änderungen magnetischer Felder und einer Abnahme der Melatoninkonzentration in der gleichen Nacht bei Menschen in einer normalen Umgebung finden," erläuterte Dr. Scott Davis vom Fred Huchtinson Krebsforschungsinstitut in Seattle/USA die Ergebnisse seiner Studie in einem Interview mit der Zeitschrift Microwave News. Dr. Richard Stevens, der zusammen mit Davis an der Studie gearbeitet hatte, meinte, daß die Ergebnisse eine Schlüsselthese der Melatoninhypothese unterstützten.
Die Studie wurde von Davis beim Workshop über den Zusammenhang von elektromagnetischen Feldern, Licht bei Nacht und Brustkrebs ("Workshop on Electromagnetic Fields, Light-at-Night and Human Breast Cancer") vom 18-19. November 1997 in Washington vorgestellt.
Die Studie von Davis und Stevens
Davis und Stevens hatten bei 200 Frauen an drei aufeinanderfolgenden Nächten den Einfluß von magnetischen Feldern und Licht bei Nacht auf die nächtliche Sekretion des Melatonin-Abbauproduktes 6-Hydroxy-Melatonin-Sulfat (6-OHMS) in den Urin untersucht.
Eine Anzahl von Faktoren, die die Melatoninproduktion beeinflussen, wie verschiedene Medikamente, darunter Beta-Blocker, Kalzium-Antagonisten und Psychopharmaka, Alter, Alkoholkonsum, Körpergewicht und Dunkelheit in der Nacht wurden in der Auswertung berücksichtigt.
Es fand sich eine signifikante Reduktionen der 6-OHMS-Konzentration bei gleichzeitiger Exposition gegenüber magnetischen Feldern und Einnahme Melatonin-vermindernder Medikamente. Eine Verdopplung der nächtlichen Magnetfeldexposition führte zu einer Verminderung der 6-OHMS-Konzentration um 8%; eine Verdreifachung und Vervierfachung führte zu einer Verminderung um 12% und 15%. Dieser Einfluß der Magnetfelder wurde auch in Subgruppen beobachtet, die wegen anderer Faktoren eine Verminderung der Melatoninkonzentration erwarten ließen. Es gab einen schwachen nicht-signifikanten Effekt auf die 6-OHMS-Konzentration im Urin bei Frauen, die keine Medikamente nahmen.
Die Messung des 6-Hydroxy-Melatonin-Sulfats im Urin ist eine bewährte Methode, um auf die Melatoninkonzentration im Blut zu schließen. So fanden beispielsweise Pfluger et al. (1996) aus der Schweiz eine signifikante Verminderung der abendlichen 6-OHMS-Werte um 20% bei beruflich stark elektromagnetisch belasteten Bahnarbeitern an den Arbeitstagen im Vergleich zu den freien Tagen.
Die Studie vom Maria Feychting
Bei dem gleichen Workshop berichtete Maria Feychting vom Karolinska Institut in Stockholm von einer nicht-signifikanten Erhöhung der Brustkrebsrate um 80% bei Frauen unter 50 Jahren mit einer Magnetfeldbelastung von mehr als 0,2 Mikrotesla im Vergleich zu Frauen mit einer Belastung von weniger als 0,1 Mikrotesla. Das Ergebnis basiert auf 15 Fällen und 9 Kontrollen. Bei Frauen über 50 fand sich kein Hinweis auf eine erhöhte Brustkrebsrate bei magnetfeldbelasteten Frauen. Wurde die Analyse auf Frauen unter 50 mit einem Östrogenrezeptor-positiven Krebs beschränkt, so erhöhte sich das relative Risiko auf 7,4. Das Ergebnis war von grenzwertiger Signifikanz und basierte auf 6 Fällen und einer Kontrolle.
"Es gibt einen Hinweis auf ein erhöhtes Risiko bei jüngeren Frauen, besonders bei solchen mit Östrogenrezeptor-positivem Krebs," wird Feychting zitiert. "Allerdings macht die kleine Zahl das Ergebnis unzuverlässig und kann möglicherweise Zufall sein." "Wir brauchen weitere Studien, um unsere Ergebnisse zu bestätigen oder zu widerlegen."
Frühere Untersuchungen des Zusammenhangs zwischen elektromagnetischen Feldern und Brustkrebs führten zu widersprüchlichen Ergebnissen. In der Elektrosmog-Report-Ausgabe vom Dezember 1996 hatten wir eine Studie von Patricia Coogan und Kollegen von mehreren amerikanischen Institutionen vorgestellt. In dieser Studie war das Risiko, an einem Brustkrebs zu erkranken, in der Gruppe mit der angenommenen höchsten EMF-Belastung (60 Hz) um 43% gegenüber der Kontrollgruppe erhöht. In einer norwegischen Studie von Tore Tynes und Kollegen aus dem Jahre 1994 fand sich eine um 50% erhöhte Brustkrebsrate bei Telegraphistinnen, die auf See arbeiteten. Die am stärksten erhöhte Brustkrebsrate trat bei Frauen im Alter zwischen 45 und 54 Jahren auf. Auch Dana P. Loomis et al. (1994) hatte eine um 38% erhöhte Brustkrebsrate bei Frauen in Elektroberufen gefunden mit der höchsten Risikozunahme in der gleichen Altersgruppe (45-55 Jahre) wie Tynes. Ein Jahr später wurden die Daten der Loomis-Studie unter Verwendung anderer Expositionsdefinitionen von einer anderen Arbeitsgruppe erneut ausgewertet. Diese ermittelte keine Beziehung zwischen EMF und Brustkrebs.
Die Melatonin-Hypothese
Die Produktion und Sekretion des in der Zirbeldrüse produzierten Neurohormons wird durch Lichteinfluß vermindert, die Melatoninkonzentration ist während des Schlafes besonders hoch. Auch elektromagnetische Felder scheinen die Melatoninkonzentration zu vermindern. In experimentellen Studien zeigte das Hormon Radikalfängereigenschaften - freie Radikale schädigen Zellstrukturen - und vor Krebs schützende Wirkungen (vgl. Elektrosmog-Report, Februar 1996).
In einer Publikation aus dem Jahre 1996 faßten Stevens und Davis die Melatonin-Hypothese für den Brustkrebs in einem Satz zusammen: "Licht beeinflußt Melatonin, EMF beeinflußt Melatonin und Melatonin beeinflußt Brustkrebs." Dabei sei der stärkste dieser Effekte die Wirkung von Licht auf Melatonin, etwa von nächtlichem Kunstlicht. Die Hemmung der Brustkrebsentstehung durch Melatonin ist im Tierversuch nachgewiesen. Elektromagnetische Felder waren in der Lage, die zellteilungshemmende Wirkung von Melatonin auf Brustkrebszellen aufzuheben.
Literatur:
1. Brustkrebs und EMF. Elektrosmog-Report 2 (12), S. 5-7 (1996).
2. Grotenhermen, F.: Melatonin. Elektrosmog-Report 2 (2), S. 5-6 (1996).
3. Pfluger, D. H., Minder, C. E.: Effects of exposure to 16.7 Hz magnetic fields on urinary 6-hydroxymelatonin sulfate excretion of Swiss railway workers. J. Pineal. Res. 21, 91-100 (1996).
4. Weak residential magnetic fields affect melatonin in humans. Microwave News 17(6), S. 1, 4 (1997).
http://www.datadiwan.de/netzwerk/index.htm?/esmog/es_98_03.htm
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Interview
Wiederholung der Löscher-Studie in den USA
Die Redaktion des Elektrosmog-Reports führte aus aktuellem Anlaß ein Interview mit Dr. Wolfgang Löscher, Professor an der Tierärztlichen Hochschule Hannover, Institut für Pharmakologie, Toxikologie und Pharmazie (Bünteweg 17, 30559 Hannover).
Elektrosmog-Report: Die von Ihnen und Ihren Mitarbeitern in den letzten Jahren durchgeführten Tierversuche haben international Aufsehen erregt, da sie erstmalig eine Dosis-Wirkungsbeziehung zwischen der Magnetfeldstärke und der Promotion von Brustkrebs bei weiblichen Ratten zeigten. Die Versuche wurden nun in den USA vom Battelle-Institut wiederholt und konnten nicht reproduziert werden. Wie sahen die Ergebnisse genau aus?
Löscher: Eine Arbeitsgruppe des Battelle-Instituts wiederholte im Auftrag des Bundesgesundheitsamtes (NIH) der USA einen unserer Versuche mit 100 Mikrotesla (50 Hertz). Wir hatten bei dieser Flußdichte in zwei unabhängigen Versuchen bei 13wöchiger Exposition eine signifikante Zunahme der Anzahl bei der Sektion sichtbarer Brusttumoren in einem Brustkrebsmodell an Ratten gefunden.
In der amerikanischen Studie wurde zunächst versucht, unseren Versuch so genau wie möglich zu wiederholen. Da nicht die von uns verwendeten Ratten, sondern Ratten eines amerikanischen Züchters verwendet wurden, ergab aber die Dosis des chemischen Karzinogens (20 mg DMBA pro Ratte), die zur Auslösung von Brustkrebs verwendet wurde, sehr viel mehr Tiere mit Tumoren, als in unseren Versuchen, d.h., die amerikanischen Ratten waren empfindlicher. Damit ließ der Versuch keine Beurteilung zu, ob die Magnetfeldexposition zu mehr Brusttumoren führte. In einer weiterführenden Untersuchung verwendeten die Amerikaner dann niedrigere Dosen von DMBA. Die Brustkrebsinzidenz bei den Kontrolltieren war dadurch niedriger; zusätzliche Magnetfeldexposition hatte keinen Effekt. In einem dritten Versuch wurde die Expositionsdauer von 13 auf 26 Wochen erhöht. Wiederum ergab sich kein Magnetfeldeffekt.
Elektrosmog-Report: Wie ist die Arbeit vom Battelle-Institut wissenschaftlich zu bewerten? Wie war Ihre Zusammenarbeit mit Battelle?
Löscher: Die Untersuchungen von Battelle wurden von erfahrenen Wissenschaftlern durchgeführt. Unsere Zusammenarbeit mit Battelle war gut. Man gab sich Mühe, unsere Versuche zu reproduzieren. Allerdings gab es zahlreiche Schwierigkeiten mit der finanzierenden Behörde, die sich laut Aussage wenig flexibel zeigte, so daß unsere Versuche nicht annähernd so genau wiederholt werden konnten, wie es für eine Replikationsstudie notwendig gewesen wäre.
Elektrosmog-Report: Wie erklären Sie sich die unterschiedlichen Ergebnisse?
Löscher: Wie bereits angesprochen, wurden von Battelle Ratten eines anderen Züchters verwendet, die sehr viel empfindlicher auf DMBA ansprachen, d.h., die Ratten waren genetisch unterschiedlich zu unseren Tieren. Das ist die wahrscheinlichste Erklärung für die Unterschiede in den Ergebnissen mit Magnetfeldexposition. Es gab aber zahlreiche weitere Unterschiede zwischen den Versuchen, die für die unterschiedlichen Ergebnisse eine Rolle spielen könnten. So war das Futter der Tiere unterschiedlich, die Expositionsdauer pro Tag war in den amerikanischen Versuchen kürzer (insgesamt 500 Stunden in 13 Wochen!), die Kontrolltiere waren in einem anderen Raum als die exponierten Tiere (bei uns waren beide Gruppen im gleichen Raum) etc. Das heißt, es handelte sich nicht um eine Wiederholung unserer Versuche, sondern lediglich um ähnliche Versuche.
Elektrosmog-Report: Eine weitere Battelle-Studie an Mäusen und Ratten fand in der Magnetfeld-belasteten Gruppe verstärkt Schilddrüsentumore. Können Sie uns hierzu Näheres mitteilen?
Löscher: Es handelte sich hierbei um sogenannte Lebenszeitstudien, in denen Ratten und Mäuse für den größten Teil ihres Lebens, d.h. für zwei Jahre in Magnetfeldern unterschiedlicher Flußdichten exponiert wurden. Der einzige Unterschied zu Kontrollen war das gehäufte Auftreten von Schilddrüsenkrebs in einigen der exponierten Gruppen. Dies wurde von Pathologen als eher zufällig und nicht magnetfeldbedingt angesehen, da es keinen klaren Zusammenhang zwischen Flußdichtenhöhe und dem vermehrten Auftreten von Schilddrüsenkrebs gab.
Elektrosmog-Report: In den USA fanden in den letzten Wochen verschiedene wissenschaftliche Meetings statt, die das Thema EMF & Tierversuche diskutierten. Sie waren selbst zu einem solchen Meeting eingeladen. Wie sieht der aktuelle wissenschaftliche Diskussionsstand hinsichtlich krebspromovierender und krebsinitiierender Eigenschaften von EMF aus? Wie beurteilen die Experten die unterschiedlichen Ergebnisse?
Löscher: Die umfangreichste Diskussion gab es zu unseren Untersuchungen im DMBA-Brustkrebsmodell, da man diesen Untersuchungen besondere Bedeutung beimaß. Da die Battelle-Studien nicht als Replikationsversuche bewertet wurden, sondern nur als ähnliche Versuche, war man der Meinung, daß weitere Untersuchungen zur möglichen Brustkrebspromotion durch Magnetfeldexposition notwendig sind. Insgesamt wird viel vom Ausgang mehrerer prospektiver epidemiologischer Brustkrebsstudien an amerikanischen Frauen mit beruflicher oder häuslicher Magnetfeldexposition abhängen. Zwischenergebnisse einer dieser Untersuchungen an Frauen mit erhöhter häuslicher Exposition zeigten erstmals eine signifikante Senkung des Hormons Melatonin bei exponierten Frauen. Da Melatonin eine Rolle beim Brustkrebswachstum zugeschrieben wird, ist dies der erste Hinweis, daß die "Melatoninhypothese" von Magnetfeldeffekten auf das Brustkrebswachstum auch beim Menschen relevant sein könnte. Weitere experimentelle Hinweise für einen Zusammenhang zwischen Magnetfeldexposition und Krebswachstum ergeben sich aus Daten zu Hautkrebsmodellen an der Maus. Für alle weiteren bisher experimentell untersuchten Krebstypen (z.B. Leukämien und Hirntumoren) gibt es nach Meinung der Experten keine Hinweise auf Magnetfeldeffekte.
Elektrosmog-Report: Wie geht es nun weiter? Welche Fragen müssen als Nächstes geklärt werden? Werden Ihre Versuche in den USA noch mal wiederholt? Werden Sie selbst in Hannover neue Tierversuche durchführen?
Löscher: Wir haben gerade eine weitere Untersuchung abgeschlossen, in der wir mit Unterstützung der amerikanischen Bundesregierung Versuche mit 26wöchiger Magnetfeldexposition im DMBA-Brustkrebsmodell durchführten. Dabei ergab sich wiederum eine signifikante Zunahme der Brustkrebsinzidenz. Mit Unterstützung des deutschen Bundesumweltministeriums führen wie umfangreiche Untersuchungen zu den möglichen Mechanismen der Magnetfeldeffekte in Krebsmodellen durch. Ob unsere Versuche in den USA wiederholt werden, hängt von der finanziellen Unterstützung solcher Versuche ab. Zur Zeit scheint die Drittmittelsituation für solche Versuche in den USA deutlich schlechter zu werden. Allerdings haben mir japanische Wissenschaftler mitgeteilt, daß unsere Versuche in Japan mit umfangreichen Mitteln der japanischen Regierung wiederholt werden.
Elektrosmog-Report: Vielen Dank für das Interview!
http://www.datadiwan.de/netzwerk/index.htm?/esmog/es_98_06.htm
Starmail - 30. Okt, 16:21