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Jul
2004

Immer mehr Beschäftigte werden bespitzelt

Erfinderische Arbeitgeber kontrollieren sogar Toilettengang

08.07.2004 13:40 | von silicon.de

In deutschen Büros, LKW-Fahrerkabinen, Fabrikhallen, Arztpraxen und an Supermarktkassen geht immer häufiger Big Brother um. Dank ausgefeilter technischer Möglichkeiten, gehen die Arbeitgeber dabei verstärkt ins Detail. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung, die die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi beim Verein zur Förderung des öffentlich bewegten und unbewegten Datenverkehrs (FoeBuD) in Auftrag gegeben hat.

Besonders beliebt ist demnach Überwachungssoftware, die alle Internet- und PC-Aktivitäten protokolliert. Zum Leistungsumfang solcher Software gehören Bildschirmaufnahmen, ein Rekorder für alle ein- und ausgehenden E-Mails, ein Chat-Rekorder und das Aufnehmen aller Tastenanschläge in Bezug auf die benutzten Programme. Ein Warnsystem informiert den Chef sofort bei "unrechtmäßiger Benutzung".

Doch nicht nur Büroangestellte sind nach Verdi-Angaben so gut wie gläsern. Im Einzelhandel wird oft jeder Tastendruck an der Kasse mitgeschrieben. Storniert eine Kassiererin zum Beispiel auffallend oft oder gibt sie, nachdem eine Kreditkarte automatisch gelesen wurde, anschließend die Nummer mehrfach manuell ein, so verhält sie sich verdächtig. Denn auch Betrugsversuche äußern sich in solchen Verhaltensmustern.

Zunehmend werden inzwischen auch die Flotten von Speditionsunternehmen mit Hilfe von GPS-Handys überwacht. Die Ortung ist auf zehn Meter genau. Auch für Außendienstmitarbeiter und Monteure würden solche Techniken eingesetzt, so die Gewerkschaft. Zusätzliche Möglichkeiten eröffnet hier die RFID-Technik (Radio Frequency Identification). In den USA würden einige Unternehmen bereits die Berufskleidung mit den Chips ausrüsten. So lasse sich auch kontrollieren, ob sich ein Angestellter nach dem Toilettengang die Hände gewaschen hat.

Selbst die Schweigepflicht der Ärzte werde von Seiten der Arbeitgeber in einigen Fällen ausgehebelt. Als Beispiel nannte Verdi ein großes deutsches Dienstleistungsunternehmen, dass seinen Arbeitnehmer teilweise spezielle Verträge vorlegt. Darin heißt es, "der Arbeitnehmer entbindet den Arzt hiermit von seiner Schweigepflicht, soweit es für die Beurteilung der Arbeitsunfähigkeit notwendig ist."

Der stellvertretende Verdi-Vorsitzende Franz Treml sagte, es müssten klare und eindeutige Regelungen darüber getroffen werden, was erlaubt sei und was nicht. Bei einem Missbrauchsverdacht müsse es zwar Kontrollmöglichkeiten geben. Beschäftigte, Betriebs- und Personalräte müssten jedoch bei ihrer Einführung beteiligt und informiert werden. "Es ist belegt, dass intensive Telekommunikations- und Internet-Uberwachung zu Unzufriedenheit, Stress und Depressionen führt, aber auch physische Probleme und chronische Kopfschmerzen verursachen kann", so Treml.

Quelle: Stoppschild.de Meldungen
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