Kammerflimmern durch Taser-Waffen
HLV INFO 140/AT
6-09-2005
Deutsches Ärzteblatt
2. September 05
Chicago. Die so genannte Elektroschockpistole Taster ist nach Aussage des gleichnamigen Herstellers die "effektivste aller nichttödlichen Waffen". Dem widersprechen jetzt Kinderärzte aus Chicago. Im New England Journal of Medicine dokumentieren sie den Beinahetodesfall eines Teenagers, der nach dem Einsatz von Tasers in ein Kammerflimmern rutschte.
Der junge Mann war von den beiden Nadeln des Geräts getroffen worden, das einen Stromschlag von 50 000 Volt mit einer Stromstärke von etwa 3,6 Miliampere versetzt, wenn die Angaben des Herstellers zutreffen. Der Strom erreicht die Nadeln über zwei Drähte, die nach dem Schuss mit dem Schussgerät verbunden bleiben. Das Ziel der Waffe ist die rasche Immobilisierung des Gegners.
Der Stromstoß führe zu einem unmittelbaren Verlust der "neuromuskulären Kontrolle" heißt es in den Gebrauchsanweisungen. Für einen Moment sei der Angreifer wehrlos und könne von der Polizei überwältigt werden. Der Hersteller betont die hohe Sicherheit der Waffe und beruft sich dabei auf mehrere Gutachten der britischen und amerikanischen Polizei, die die Waffe seit 2001 einsetzten.
Aus kardiologischer Sicht sind Elektroschocks jedoch nicht unbedenklich, da sie, wenn sie in der vulnerablen Phase des EKGs appliziert werden, ein Kammerflimmern auslösen können. Dieser Fall ist jetzt erstmals medizinisch dokumentiert worden. Der junge Mann kollabierte nach dem Taser-Treffer, konnte aber von den anwesenden Sanitätern wiederbelebt werden. Die Reanimation begann innerhalb von zwei Minuten nach dem Taser-Treffer. Erforderlich waren vier Stromstöße aus dem Defibrillator. Außerdem erhielt der Patient Noradrenalin, Atropin und Lidocain. Ohne die sofortige Reanimation wäre der Patient verstorben, behauptet Wayne Franklin vom Childrens`s Memorial Hospital. Er rät deshalb der Polizei, automatische Defibrillatoren bei ihren Einsätzen mitzuführen, um auf diese Komplikationen vorbereitet zu sein.
Nach Recherchen von Amnesty International vom Dezember 2004 sind in den USA seit der Einführung der Taser-Waffen mehr als 70 Menschen nach dem Einsatz der Modelle M 26 oder X26 ums Leben gekommen. Der Hersteller bestreitet bisher einen kausalen Zusammenhang - auch in dem jetzt vorliegenden Fall, obwohl ein Kammerflimmern eindeutig vorlag. Der Zusammenhang sei rein spekulativ und wissenschaftlich nicht erwiesen, schreibt Richard Luceri von Holy Cross Hospital in Fort Lauderdale, Florida, in einer E-Mail, die der Hersteller an die Presse weiterleitete.
Dr. Claus Scheingraber 5-09-05
6-09-2005
Deutsches Ärzteblatt
2. September 05
Chicago. Die so genannte Elektroschockpistole Taster ist nach Aussage des gleichnamigen Herstellers die "effektivste aller nichttödlichen Waffen". Dem widersprechen jetzt Kinderärzte aus Chicago. Im New England Journal of Medicine dokumentieren sie den Beinahetodesfall eines Teenagers, der nach dem Einsatz von Tasers in ein Kammerflimmern rutschte.
Der junge Mann war von den beiden Nadeln des Geräts getroffen worden, das einen Stromschlag von 50 000 Volt mit einer Stromstärke von etwa 3,6 Miliampere versetzt, wenn die Angaben des Herstellers zutreffen. Der Strom erreicht die Nadeln über zwei Drähte, die nach dem Schuss mit dem Schussgerät verbunden bleiben. Das Ziel der Waffe ist die rasche Immobilisierung des Gegners.
Der Stromstoß führe zu einem unmittelbaren Verlust der "neuromuskulären Kontrolle" heißt es in den Gebrauchsanweisungen. Für einen Moment sei der Angreifer wehrlos und könne von der Polizei überwältigt werden. Der Hersteller betont die hohe Sicherheit der Waffe und beruft sich dabei auf mehrere Gutachten der britischen und amerikanischen Polizei, die die Waffe seit 2001 einsetzten.
Aus kardiologischer Sicht sind Elektroschocks jedoch nicht unbedenklich, da sie, wenn sie in der vulnerablen Phase des EKGs appliziert werden, ein Kammerflimmern auslösen können. Dieser Fall ist jetzt erstmals medizinisch dokumentiert worden. Der junge Mann kollabierte nach dem Taser-Treffer, konnte aber von den anwesenden Sanitätern wiederbelebt werden. Die Reanimation begann innerhalb von zwei Minuten nach dem Taser-Treffer. Erforderlich waren vier Stromstöße aus dem Defibrillator. Außerdem erhielt der Patient Noradrenalin, Atropin und Lidocain. Ohne die sofortige Reanimation wäre der Patient verstorben, behauptet Wayne Franklin vom Childrens`s Memorial Hospital. Er rät deshalb der Polizei, automatische Defibrillatoren bei ihren Einsätzen mitzuführen, um auf diese Komplikationen vorbereitet zu sein.
Nach Recherchen von Amnesty International vom Dezember 2004 sind in den USA seit der Einführung der Taser-Waffen mehr als 70 Menschen nach dem Einsatz der Modelle M 26 oder X26 ums Leben gekommen. Der Hersteller bestreitet bisher einen kausalen Zusammenhang - auch in dem jetzt vorliegenden Fall, obwohl ein Kammerflimmern eindeutig vorlag. Der Zusammenhang sei rein spekulativ und wissenschaftlich nicht erwiesen, schreibt Richard Luceri von Holy Cross Hospital in Fort Lauderdale, Florida, in einer E-Mail, die der Hersteller an die Presse weiterleitete.
Dr. Claus Scheingraber 5-09-05
Starmail - 6. Sep, 13:43