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Mrz
2004

Digital-Telefone im Spital: Endlich Einsicht in Gutachten

Salzburger Fenster, 3. März 2004, Ausgabe 08/04

Was Landes-Umweltmediziner Gerd Oberfeld in seinem lang geheim gehaltenen Gutachten sagt

Umstritten ist die DECT-Technologie der neuen Schnurlostelefone in den Landeskliniken:

Lange unter Verschluss, können sich nun besorgte Holding-MitarbeiterInnen über die Belastung der neuen Mobiltelefone im St.-Johanns-Spital informieren. Umweltmediziner Oberfeld lehnte die Funkanlage klar ab.

Bereits vor zwei Jahren wurde in umfangreichen Stellungnahmen die Einführung einer neuen mobilen Telefonanlage in den Salzburger Landeskliniken sanitätsbehördlich geprüft. Mittlerweile wurden flächendeckend in allen Abteilungen des St.-Johanns-Spitals digitale Schnurlostelefone eingeführt, in der so genanten DECT (Digital Enhanced Cordless Telecommunications)-Technologie. Dazu mussten die Abteilungen mit mehr als 400 Sendestationen ausgestattet werden, rund 700 DECT-Handys sind in der Klinik in Betrieb.

Dauersender. Allerdings nicht unumstritten, wegen des Elektrosmogs. Die Technologie hat nach Ansicht von Experten drei wesentliche Nachteile: Die Basisstationen von DECT-Telefonen sind Dauersender, die auch funken, wenn nicht telefoniert wird (100-Hertz-Strahlung). Sie strahlen ungeregelt mit Spitzenwerten, und zum Dritten – wie Handys mit gepulster Strahlung.

Gepulste Strahlung. Kein Wunder, dass der Umweltmediziner des Landes bereits bei der Einführung in der Chirurgie West zu dem Schluss kam: Zusammenfassend darf der Behörde empfohlen werden, die Betriebsbewilligung für die Schnurlostelefonanlage nicht zu erteilen und die Außerbetriebnahme der Anlage vorzusehen.

Umweltmediziner Oberfeld empfahl: Anlage nicht in Betrieb nehmen

Nachfolgende Auswirkungen seien wissenschaftlich beobachtet worden, abgesehen von Störungen der Grundregulation des Körpers: Schlafstörungen, verminderte Infektabwehr, Zunahme von unausgereiften roten Blutkörperchen bei Kindern. Dazu zitiert Oberfeld in seiner Stellungnahme den deutschen Medizinphysiker Lebrecht von Klitzing, der festhält, dass die DECT-Anlage für den gegebenen Bestimmungsort ungeeignet ist, da die daueremittierenden Systeme in den sensiblen Klinikbereichen, wie auch in den dauergenutzten Funktionsräumen zu gesundheitlichen Problemen führen. Mehr als tausend Ärzte in Deutschland haben sich im sogenannten „Freiburger Appell“ für eine Verbannung von DECT aus öffentlichen Gebäuden stark gemacht.

Keinen Zusammenhang. Dennoch ist die Technologie in den Landeskliniken eingeführt worden, weil es auch Gutachten gab, die keinen Zusammenhang zwischen Gesundheitsrisiken und DECT festgestellt haben (u. a. Forschungszentrum Seibersdorf, TU Graz).

Studie blieb lange unter Verschluss

Grün-Gewerkschafter wurden aktiv, nachdem einige Mitarbeiter über Beschwerden geklagt haben sollen. Die Stellungnahme von Landesmediziner Oberfeld blieb lange unter Verschluss, mit dem Hinweis auf behördliche Verfahren, von den Grünen im Land als „Geheimhaltungspolitik“ angeprangert.

Einsicht. Nun ist es zumindest gelungen, dass „jeder, der will“ (so SALK-Geschäftsführer Max Laimböck), Einblick in die „persönlichen Einschätzungen von Dr. Oberfeld“ bekommen kann. Zumindest in der Geschäftsführung, eine Herausgabe der Einschätzung sei aus rechtlichen Gründen nach wie vor nicht möglich. Grünen-Abgeordnete Heidi Reiter beharrt darauf, die Daten müssten nach dem Umweltinformationsgesetz „für alle BürgerInnen zu bekommen sein.“ Die Biologin fordert einen Bescheid der Sanitätsbehörde und will damit zum Verfassungsgerichtshof. Dazu ein „Monitoring und sorgsamen Umgang“ im Spital mit der Technologie.

Harmloser als Handy. SALK-Geschäftsführer Laimböck verweist darauf, dass die DECT-Handys „eine deutlich geringere Strahlungsdichte haben als übliche Handys, und sogar in der Nähe medizintechnischer Geräte eingesetzt werden können.“ Die gesetzlichen und international anerkannten Grenzwerte würden an den Salzburger Landeskliniken „um das 300.000fache unterschritten“, selbst jene Werte von Landes-Umweltmediziner Oberfeld. Das herkömmliche Pager-System (ohne Funkbelastung) habe den Nachteil, dass man „nicht kommunizieren“ könne.

Daniela Strasser

http://www.salzburg.com/salzburgerfenster/artikel/l0804.html

Omega: vor gesundheitlichen Schäden durch Anwendung von DECT-Telefonen hat das Institut für Baubiologie und Ökologie (IBN) gewarnt. DECT-Telefone senden ihre Hochfrequenzstrahlung rund um die Uhr aus, auch dann, wenn nicht telefoniert wird. Siehe weiter unter
http://www.zdnet.de/news/business/0,39023142,2123449,00.htm und
Strahlung: Home-Handys gefährlicher als Mobilfunkmasten unter:
http://www.zdnet.de/news/tkomm/0,39023151,2121332,00.htm


Quelle: http://www.buergerwelle.de/body_newsletter_60304.html
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