http://www.symptome.ch/vbboard/psyche-gesundheit/88698-beobachtungen-psychotherapeutischen-praxis-mobilfunk-dect-telefonen.html
Überarbeitete und ergänzte Fassung
Dieser Artikel beruht auf einer ersten Veröffentlichung in der Zeitschrift „Umwelt-Medizin-Gesundheit“ (UMG), Heft 1, Jg. 2004, auf einem Vortrag, gehalten beim 1. Bamberger Mobilfunk-Symposium am 29.1.05 und auf einer ergänzenden Auswertung der 65 der Erstveröffentlichung zugrundeliegenden Fälle.
Trotz Zunahme gravierender Krankheitsfälle, die nach meinen Beobachtungen dem Hochfrequenzeinfluss durch die inzwischen in fast jedem Haushalt anzutreffenden DECT-Telefone und den sog. Basisstationen der Mobilfunksender zuzuschreiben sind, ist Unkenntnis und gewollte Nicht-zur-Kenntnisnahme unter den Ärzten weit verbreitet, zumal sie auch der Beeinflussung durch offizielle Stellen unterliegen (z.B. gibt es in Hessen anerkannte Fortbildung für Ärzte durch das Informationszentrum für Mobilfunk, einer Einrichtung der MF-Betreiber).
Im Oktober 2002 wandte sich erstmals eine Gruppe von Ärzten, zu denen auch ich gehöre, im „Freiburger Appell“ an die Öffentlichkeit und an die Verantwortlichen in Gesundheitswesen und Politik. Sie wiesen auf die Zunahme von Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfällen auch bei jungen Patienten sowie von zahlreichen anderen Störungen hin, die im Umfeld von DECT-Telefonen und MF-Sendern auftreten, und stellten Forderungen an Politiker und Industrie.
Ich zitiere: –„Wir beobachten in den letzten Jahren ...einen dramatischen Anstieg schwerer und chronischer Erkrankungen, insbesondere:
• Lern-, Konzentrations- und Verhaltensstörungen bei Kindern (z.B. Hyperaktivität)
• Blutdruckentgleisungen, die medikamentös immer schwerer zu beeinflussen sind, Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkte und Schlaganfälle immer jüngerer Menschen
• hirndegenerative Erkrankungen (z.B. Morbus Alzheimer ) und Epilepsie
• Krebserkrankungen wie Leukämie und Hirntumore
• ein immer zahlreicheres Auftreten von unterschiedlichen, oft als psychosomatisch fehlgedeuteten Störungen wie:
• Kopfschmerzen und Migräne
• chronische Erschöpfung
• innere Unruhe
• Schlaflosigkeit und Tagesmüdigkeit
• Ohrgeräusche
• Infektanfälligkeit
• Nerven- und Weichteilschmerzen, die mit üblichen Ursachen nicht erklärlich sind.
Wir können nicht mehr an ein rein zufälliges Zusammentreffen glauben, denn: Zu oft beobachten wir eine auffällige Häufung bestimmter Krankheiten in entsprechend funkbelasteten Gebieten oder Wohneinheiten. Zu oft bessert sich die Krankheit oder verschwinden monate- bis jahrelange Beschwerden in relativ kurzer Zeit nach Reduzierung oder Eliminierung einer Funkbelastung im Umfeld des Patienten, zu oft bestätigen zudem baubiologische Messungen außergewöhnlicher elektromagnetischer Funkintensitäten vor Ort unsere Beobachtungen.“
Eine Resonanz der Verantwortlichen in Politik und Gesundheitswesen ist weitgehend ausgeblieben, nur im Deutschen Ärzteblatt erschien ein Artikel, in dem ironisch nach dem zugrunde liegenden Wirkmechanismus gefragt wurde: So viele verschiedenen Störungen könnten unmöglich auf einen gemeinsamen Mechanismus zurückgeführt werden. Sehr erfreulich war jedoch das Echo bei Ärzten und anderen im Gesundheitswesen Tätigen und in der Öffentlichkeit. Bisher kamen über 36000 (sechsunddreißigtausend) Unterschriften zusammen, aus Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien, und auch aus so entfernten Ländern wie Kanada, Neuseeland u.a.
Ich bin Nervenärztin und Psychotherapeutin, mit psychotherapeutischem Schwerpunkt, seit 1972 im Beruf, seit 1993 niedergelassen in Leutkirch, einer Kleinstadt mit 12000 Einwohnern. Dieser Artikel soll zu einer verstärkten Wahrnehmung neuartiger Phänomene in der Patientenklientel einer üblichen Arztpraxis anregen. Eine grundlegende Auseinandersetzung mit dem Thema Mobilfunk, die wissenschaftlichen Kriterien standhält, kann ich als niedergelassene Ärztin selbstverständlich nicht leisten. Ich verweise auf die umfassenden Forschungen zu diesem Thema, die leider aber bisher meist keine Untersuchungen zu Wohn- und Arbeitsort von erkrankten Menschen beinhalten. Ich schildere meine Beobachtungen an 65 Patienten, die zufällig meine Praxis aufsuchten, eine Ein-Personen- Praxis mit einer Schreibkraft auf Honorarbasis.
Sehr oft wird in Diskussionen zu möglichen Gesundheitsschäden durch Mobilfunk angeführt, dass bisher nichts bewiesen sei, in offiziellen Publikationen heißt es gebetsmühlenhaft, dass weitere Forschung vonnöten sei. Letzteres ist ja durchaus sinnvoll, aber heißt das, dass man nicht vorsorglich handeln soll? Den Wirkmechanismus zu finden, ist Aufgabe der Forscher, nicht der niedergelassenen Ärzte. Aber dazu müsste ja erst einmal anerkannt werden, dass Störungen auftreten. Herr Dr. Warnke nannte beim Bamberger Mobilfunksymposium einen möglichen Mechanismus (über den NO-Stoffwechsel).
Beobachtungen kommen vor der Erklärung. Wer sich etwas im Wissenschaftsbetrieb auskennt, weiß, dass die Erklärungen zur Ursache oft nur eine kurze Halbwertszeit haben, die Beobachtungen jedoch haben Bestand. Ich erinnere an die bekannte Anekdote von Newton, der in seinem Garten beim Fallen der Äpfel vom Baum die Schwerkraft entdeckt haben soll. Oder an den Arzt Semmelweis, der in Wien im 19. Jahrhundert feststellte, dass sich die Wochenbettsepsis bei Gebärenden durch Händedesinfektion verhindern ließ - zu einer Zeit, als Bakterien als Krankheitserreger noch nicht bekannt waren. Nun, er hatte keinen Erfolg bei seinen Kollegen, wurde verlacht und ausgeschlossen und endete in der Psychiatrie.
Zu dem Interesse an Mobilfunk kam ich über die kranken Menschen, die meine Praxis aufsuchten, und über gleichartige Erkrankungen in meinem persönlichen Umfeld. Ende 1996/1997 hatte ich noch gar keine Kenntnis von und über Mobilfunk. Zu dieser Zeit kamen erstmals Patienten mit Krankheitsbildern in meine Praxis, die sich deutlich von den bisher bekannten unterschieden. Bisher hatte ich Menschen mit Psychosen behandelt, mit Suchterkrankungen, mit Ängsten, Depression, Zwängen, mit psychosomatischen Störungen, mit Persönlichkeitsstörungen u.a.. Auf einmal aber kamen Patienten, die auf mich körperlich krank wirkten. Im Nachhinein glaube ich, dass in den ersten Jahren vor allem diejenigen kamen, die schon vorher stark geschwächt waren, z.B. durch Metalle, Chemikalien oder Infektionen mit Borrelien, Viren usw. Inzwischen melden sich auch andere, die nicht so stark vorbelastet sind, in meiner Praxis. Sie wirken nicht so krank. Damals 1997, konnte ich mir keinen Reim auf die Störungsbilder machen. Innerhalb eines Jahres hatte ich 18 Fälle gesammelt. Auf der Suche nach einer Erklärung schrieb ich das Landes- und das lokale Gesundheitsamt an und telefonierte mit dem Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin. Letzteres wusste nichts von einer Häufung spezieller Erkrankungen - ich dachte damals vorrangig an eine epidemieartige Viruserkrankung.
Ich fand besonders erstaunlich, dass diese Menschen, die ich als körperlich krank einschätzte, jetzt zu m i r kamen, zu einer Nervenärztin und Psychotherapeutin. Dies war bisher sehr schambesetzt. Vielleicht weil der Leidensdruck so hoch war, weil sie spürten, dass mit ihrem Kopf etwas nicht in Ordnung war? Manche sahen die Ursache in seelischen Problemen, aber die gehören zum Leben. Was den Menschen fehlte, war die Fähigkeit, mit den Problemen umzugehen und sie zu bewältigen.
Die Schilderungen der Patienten klangen teilweise sehr dramatisch. Sie berichteten fast immer über Schlafstörungen, ausgeprägte Schwäche, Kopf-, Glieder- und Gelenkschmerzen, mit und ohne Fieber, über Haarausfall und, erst auf Nachfragen, über Vergesslichkeit und Fehlhandlungen. Vom Aspekt her war meist auffällig ein etwas geschwollenes Gesicht, z.T. mit kissenartigen Schwellungen unter den Augen, starr glänzende Augen wie bei Fieber oder Hyperthyreose, ein gerötetes oder auch grau-blasses angestrengt aussehendes Gesicht, dazu Schwellungen an den Händen, Handgelenken und seltener an den Füßen. Psychisch wirkten die Patienten unruhig, depressiv-ängstlich oder aggressiv-gereizt. Routinelaboruntersuchungen, die bei den Hausärzten durchgeführt wurden, boten bei einigen eine Leukozytose , eine Vermehrung der weißen Blutkörperchen, oder leichte Transaminasenerhöhungen, d.h. eine Erhöhung von bestimmten Leberenzymen. Ich hielt dies zunächst für eine Folge einer neuartigen Viruserkrankung, fand jedoch keine Bestätigung bei den Gesundheitsämtern und dem RKI. In der Folgezeit kamen weitere Patienten mit dieser Symptomatik zu mir. Im Verlauf wurde bei einigen ein chronisches Müdigkeitssyndrom (CFS), ein Fibromyalgie- oder ein MCS-Syndrom, d.h. eine Chemikalienüberempfindlichkeit, diagnostiziert, bei mehreren eine persistierende Epstein-Barr-Virus-Infektion, das sog. Pfeiffersche Drüsenfieber, aber ohne das klassische Bild, als chronische Form, die den Ärzten oft nicht auffällt.
Erst 1999 wurde ich auf das Phänomen des Mobilfunks aufmerksam, durch Berichte über Vorgänge auf Bauernhöfen unterhalb von Mobilfunkanlagen (Viehsterben, Missbildungen, Verwerfungen). Ich hatte dann Kontakt zu mehreren Bauern in Leutkirch, bei denen es ebenfalls Probleme gab. Über das DECT-Schnurlostelefon habe ich in diesem Zusammenhang endlich auch erfahren. Ich selbst hatte inzwischen schon eine Häufung der genannten Krankheitsbilder in bestimmten Stadtvierteln registriert und setzte sie nun mit den Standorten der Mobilfunksendeanlagen in Beziehung. Außerdem befragte ich Patienten zu DECT-Telefonen im Haus und in der Nachbarschaft. Bis April 2003 überblickte ich zahlreiche Fälle mit ähnlicher Symptomatik. 65 davon bildeten die Grundlage meiner Veröffentlichung, 28 wurden ausgewählt für eine tabellarische Darstellung in der Zeitschrift UMG. Kriterien für die Auswahl unter die 65 Fälle waren: Erwachsene im Alter von unter 80 Jahren, persönliche In-Augenscheinnahme des lokalen Mobilfunksenders und /oder Vorhandensein eines DECT-Telefon in der eigenen Wohnung oder in der Nachbarschaft. (Ob es sich um ein DECT-Telefon handelte, ließ sich anhand der Betriebsanleitung oder durch ein Gespräch mit den Nachbarn klären). Dazu ist zu sagen, dass 1997 -2000 die DECT-Telefone noch nicht so verbreitet waren wie heute, 2005.
Auf dem Leutkircher Stadtplan zeichnete ich die damals in der Kernstadt vorhandenen Mobilfunksender ein und inspizierte die Sender in anderen Gemeinden. Innerhalb eines Radius von 800 Metern liegt der größte Teil der Patientenwohnungen, zwei schwere Fälle liegen jeweils 800 bis 900 Meter entfernt im Überlappungsbereich zweier Sender, in einem dritten Fall mit einer schweren und langjährigen MCS-Symptomatik liegt die Wohnung 950-1000 Meter entfernt. Es gab anfangs zwei Sender in der Kernstadt, einen auf einem Hochhaus in Hanglage oberhalb einer Siedlung mit einzelnen Hochhäusern und mit neueren Einfamilien- und Zweifamilienhäusern. In den Hochhäusern wohnen eher sozial schwache Familien. Seither sind weitere Antennen dazu gekommen. Die andere Antenne steht in einem Industriegebiet, mit angrenzenden Wohngebieten, die Altstadt liegt etwas entfernt. Interessanterweise sind in der Altstadt mit ihrer dichten Bebauung nicht die entsprechenden Fälle zu finden. Aufgenommen habe ich auch zwei Fälle aus Isny, einen aus Bad Wurzach und einen aus Waltenhofen.
Zu den Symptomen:
Psychische Auffälligkeiten und unklare, vielfältige Körperbeschwerden (sog. somatoforme Störungen) werden von den Hausärzten sehr häufig als seelisch bedingt oder psychosomatisch gedeutet. - Es gibt allerdings auch den umgekehrten Fall: der Hausarzt sagte zu einer Patientin von mir, einer tüchtigen Geschäftsfrau, dass sie unmöglich eine Fibromyalgie haben könne – diese Verdachtsdiagnose hatte ich ihr mitgeteilt. Wahrscheinlich weil er Fibromyalgie als seelische Störung ansah und sich nicht vorstellen konnte, dass auch jemand Tüchtiges daran erkranken könne.
Den entscheidenden Hinweis auf eine nicht-psychogene Ursache liefern die hirnorganischen Störungen dieser Patienten und die (in der Regel auch beobachtbare) Schwäche. Aus Schamgefühl klagen die Patienten nicht spontan darüber. Ich habe im Schwesternunterricht den jungen Schwestern immer mitgegeben, dass sie auf hirnorganische Störungen bei alten Menschen achten sollen, das sind bei Alten vorwiegend Orientierungsstörungen. Diese findet man bei diesen Patienten nicht oder meist nicht. Es handelt sich u.a. um:
• Störungen des Kurzzeitgedächtnisses,
• Fehlhandlungen bei Routinetätigkeiten (z.B. werden die Butter ins Brotfach, die Zigaretten in den Kühlschrank gelegt, eine Frau weinte heftig, als sie bemerkte, dass sie auf den Deckel der WC-Schüssel uriniert hatte),
• Wortfindungsstörungen,
• Konzentrationsstörungen.
Typische Aussagen sind: „Ich bin wirr im Kopf“, „mir ist alles zuviel“, „ich kenne mich nicht mehr“, „ich raste dauernd aus“. Es entstehen Depressivität, teilweise bis zur Selbstmordneigung, aggressiv-gereizte Stimmung oder eine Mischung aus beidem. In Einzelfällen verhalten sich Patienten auch manisch, d.h. sehr aufgedreht mit euphorischer Stimmung. Ich denke an eine Frau, der gerade gekündigt worden war, die ideenflüchtig von einem Thema zum andern sprang. Sie redete sehr schnell, war aufgetakelt angezogen und geschminkt. Sie hatte ihre Wohnung in unmittelbarer Nähe eines Senders. Ich glaube, dies Phänomen gibt es öfter, nur wird meist nicht der Zusammenhang gesehen. Z.B. bei den jugendlichen Handy-Telefonierern, die unentwegt reden, gestikulieren, die Augen verdrehen, und wenn sie das Handy am Ohr haben, die Umwelt gar nicht mehr wahrnehmen. Vielleicht wird es sogar als an genehm empfunden, so aufgeputscht zu sein.
Dann die körperlichen Störungen, die von einer nicht gekannten Intensität sind:
• Kopfschmerzen,
• hypertone Blutdruckentgleisungen, die medikamentös kaum mehr zu beherrschen sind, Herzrhythmusstörungen,
• Schmerzen an Muskeln und Gelenken,
• chronische Erschöpfung und Müdigkeit,
• Durchblutungsstörungen,
• Thrombose und Infarkt.
• Ein Patient hatte eine Zentralvenenthrombose des Auges, d.h. er wurde blind auf dem Auge.
• Ferner: Hörsturz, Tinnitus, Schwindel und Hormonstörungen. Über einen Vater und eine Mutter hörte ich von Kindern, die eine Störung des Wachstumshormons hatten, der Junge hatte zusätzlich noch Diabetes und epileptische Anfälle. Unregelmäßigkeiten des Hormons, das die Urinausschüttung reguliert (Antidiuretisches Hormon ADH). Schilddrüsenhormone werden gestört, die Geschlechtshormone. Patientinnen müssen sich wegen Unterleibszysten untersuchen und z.T. operieren lassen..
Ich habe in der Erstveröffentlichung meine Fälle in Form einer tabellarischen Übersicht dargestellt. Festgehalten wurden : Geschlecht, Alter, Eintritt in meine Behandlung bzw. bei länger in Behandlung befindlichen Patienten Beginn der spezifischen. Symptomatik. Gefragt wurde nach Metall- oder Chemikalienbelastung ( die Amalgambelastung ließ sich einfach eruieren durch einen Blick in den Mund), nach früherer und aktueller psychischer Belastung , nach DECT-Telefon und allgemeinem Elektrosmog durch Geräte wie Computer usw., nach Umgebungserkrankungen, nach Mobilfunksendern in der Nähe des Arbeitsplatzes. Die Entfernung der Wohnung vom Sender schätzte ich anhand des Stadtplanes.
Ergebnisse:
Die Angaben sind, da die Daten z.T. erst retrospektiv aus der Krankenakte entnommen und Datensammlung und Ausarbeitung zunächst nicht erwogen wurden, nicht selten unvollständig, so dass die genannten Zahlen keine wissenschaftliche Qualität haben. Außerdem ist zu bedenken, dass es sich um eine Auswahl von Patienten handelt, die zufällig meine Psychotherapie-Praxis und nicht die der anderen Kollegen aufsuchten.
Alter Anzahl der Fälle
21 – 25 Jahre 2
26 – 30 Jahre 8
31 – 35 Jahre 8
36 – 40 Jahre 12
41 – 45 Jahre 10
46 – 50 Jahre 10
51 – 55 Jahre 8
56 – 60 Jahre 4
61 – 65 Jahre 1
66 – 70 Jahre 0
71 – 75 Jahre 1
76 – 80 Jahre 1
Alter: zwischen 21 und 79 Jahren, Mittelwert: 42,9 Jahre. Der größte Teil der Fälle ist also im mittleren Alter zwischen 30 und 55 Jahren.Verhältnis Männer zu Frauen: 15:50, d.h. 1:3,3
Die psychische Vorbelastung, soweit zu erfahren, ist sehr unterschiedlich, von Anorexie über Herz- und Angstneurose, Depression, Zwänge, Hyperaktivität, Neurodermitis, Psychosen, Traumatisierung durch DDR-Haft, Minderbegabung, ausländische Herkunft ohne deutsche Sprachkenntnisse u.a.
Die somatischen Vorbelastungen lassen sich eher kategorisieren:
• eine Metallbelastung wurde 44x (67.7 %!) angegeben bzw. beobachtet (Zahnfüllungen aus Amalgam oder Gold, Metallprothese, Metallschmuck, Piercing) bei 19 Fällen wurde sie nicht erfragt, bei zweien wurde sie ausdrücklich verneint.
• Chemikalienbelastung 8x ,
• Alkohol und Drogen 6x
• Schimmel in der Wohnung 1x
Elektrosmogbelastung:
• Mobilfunk 49x
• isolierte DECT-Telefone: 16x,
• Doppelbelastung von MF und DECT bestand in 7 Fällen, bei zweien war es fraglich,
• bei fünf Patienten wurde DECT nicht erfragt 1997/98 , bei 35 wurde es verneint,
• weitere Belastung durch Elektrogeräte:
• Computer 7x
• Radiowecker 3x
• Hochspannungsleitungen, 2x
• Neonröhren 1x
• Feuerwehrfunk 1x
• Taxifunk 1x
• nur die globale Aussage, dass der Arbeitsplatz sehr hoch belastet sei 1x
Mehrfachnennungen waren möglich. Bei 6 Fällen wurde keine besondere Belastung genannt, bei 19 Fällen fehlen die Angaben.
Entfernung von der Basisstation eines MF-Senders
Fälle:
bis ca. 10 Meter 3
ca. 10 bis .ca. 100 Meter 8
ca. 100 bis ca.200 Meter 4
ca. 200 bis ca. 300 Meter 9
ca. 300 bis ca. 400 Meter 3
ca. 400 bis ca. 500 Meter 7
ca. 500 bis ca. 600 Meter 9
ca. 600 bis ca. 700 Meter 2
ca. 700 bis ca.800 Meter 0
ca. 800 bis ca.900 Meter 3
ca. 900 bis 1000 Meter 1
Da die Strahlen sich unregelmäßig ausbreiten, kann die Entfernung vom MF-Sender nur Anhaltspunkte geben. So muss man z.B. unterscheiden bei einer Entfernung von 50 Metern, ob die Wohnung in der Hauptstrahlrichtung liegt, was bei den Hochhäusern in höhergelegenen, dem Sender zugewandten Wohnungen z.T. der Fall sein dürfte, oder ob es sich um eine Souterrainwohnung handelt, oder z.B. bei 600 Meter Entfernung, ob die Wohnung sich in der dichtbebauten Altstadt oder in Hanglage oberhalb befindet.
Das Symptomenbild ist in der Regel vielfältig, neben den eingangs geschilderten recht typischen körperlichen Störungen (Schwellungen des Gesichts, und. evtl. der Gliedmaßen, den glänzenden Augen), den hirnorganischen Ausfällen und den nahezu immer vorliegenden Schlafstörungen finden sich aber doch meist Symptome, die für den Patienten subjektiv im Vordergrund stehen; in zwei Fällen habe ich notiert: viele wechselnde Symptome. Bei den Hauptsymptomen gibt es Mehrfachnennungen, Kopfschmerzen werden so häufig angegeben, dass ich sie nur erwähnt habe, wenn sie vom Patienten sehr hervorgehoben werden.
Körperliche Symptome: in absteigender Häufigkeit (auch dabei ist die Unvollständigkeit der Erhebungen anzumerken)
• Kieferostitis 16x (24,6 %!) ( im Verlauf der Behandlung aufgetreten, der Zahnarzt extrahierte meist mehrere Zähne, 1x wurde eine Wurzelbehandlung durchgeführt),
• Schwäche, Erschöpfung, Müdigkeit 12x, davon im Schweregrad zu unterscheiden das CFS mit 5x-Herzrhythmusstörungen, Hypertonie: 9x
• Kopfschmerzen (ausdrückliche Nennung) 7x
• MCS 3x
• WS-Beschwerden 3x
• Abdominalbeschwerden, Übelkeit 3x – dabei wurde allerdings die sehr im Zunehmen begriffene Refluxkrankheit nicht berücksichtigt, die sich inzwischen als sehr bedeutsam herausstellt
• Thrombose 3x, je 1x an Auge, an Hämorrhoiden, am Bein.
• Fibromyalgie 2x ,
• Gliederschmerzen 2x
• Hautausschlag 2x
• Haarausfall 2x
• Inkontinenz 2x (bei einer 52 und einer 61 Jahre alten Frau), evtl. bedingt durch die Aufquellung des Gewebes ?,
• Schlaganfall 2x (bei einer 79j-ährigen und bei einer 41-jährigen Frau, letztere mit offenem Foramen ovale, die nach Krankenhausentlassung im häuslichen Milieu sofort ein Rezidiv erlitt, diesmal mit Lähmung auf der anderen Seite (unter 2 Sendern und DECT),
• toxisches Parkinsonsyndrom 1x (bei 52jähriger. Frau),
• Fieber 1x ,
• Entzündungen: rezidivierende Arthritis 1x (bei der Frau mit toxischem Parkinsonsyndrom)
• Abszesse 1x
• rezidivierende. Gallenblasenentzündungen und lebensbedrohliche Pankreatitis nach Gallenblasenoperation 1x (im Verlauf der Psychotherapie)
• Infektionskrankheiten: Es wurde nicht routinemäßig auf Infektionskrankheiten untersucht, in Einzelfällen führte der Hausarzt auf meine Bitte die entsprechenden Untersuchungen durch bzw. Borreliose war schon vorher bekannt. Bei einigen Patienten wurden erhöhte Titer des Epstein-Barr-Virus festgestellt, bei zweien bestand eine Borreliose, in einem Fall wurde eine Borna-Viruserkrankung gesichert.
• Nicht einstellbarer Diabetes mellitus (im Krankenhaus gut eingestellt, zu Hause sofort wieder entgleist) 1x
• Ausbruch einer Demenzerkrankung 1x
• Gynäkologische Probleme:
• Eierstockzysten 2x
• Zyklusstörungen werden oft nicht angegeben, da ohnehin häufig,
• vorzeitige Wehen und Gestose 1x (bei derselben Frau),
• Abort 1x .
Ich betone: für eine allgemeinärztliche Praxis sind diese Beschwerden und Symptome nicht unüblich, für eine Psychotherapiepraxis sind sie in dieser Häufung ein Novum, gerade auch das während laufender Therapie Auftreten neuer ernsthafter Störungen gab es in diesem Ausmaß früher nicht.
Psychische Symptome:
• Depression, Weinen 19x
• Ängste, Panik, Phobie 9x
• Hypomanie 3x
• Manisch-depressiv seit Hochfrequenz-Belastung durch DECT 1x
• Ergänzung: Inzwischen stellten sich- außerhalb der Gruppe der 65 Fälle zwei Frauen vor mit eindeutig wahnhaften Störungen unter Hochfrequenzbelastung.
Umgebungserkrankungen werden oft spontan berichtet- dies bezieht sich meist auf mit in der Wohnung lebende Familienangehörige, auf Wohnungs- oder Straßennachbarn. 37x wurde die Frage danach positiv beantwortet- wohlgemerkt, auch hier handelt es sich nicht um „Zipperlein“, sondern um gravierende Störungen wie Asthma, Schlaganfall, rheumatoide Arthritis, Eifersuchtswahn, Selbstmordversuch, Störungen des Wachstumshormons (bei 2 Kindern, s.o.), des Antidiuretischen Hormons (nächtliches Einnässen bei zwei jungen Männern einer Familie, die in ca. 10 Meter Abstand vom MF-Sender lebt), schwere Akne bei 3 Jugendlichen.
Messungen der MF-Belastung wurden aus Kostengründen nur 3x durchgeführt, die Werte wurden mir nicht mitgeteilt, sollten aber nach baubiologischen Gesichtspunkten unverträglich hoch liegen..
Auf meinen Rat hin wurden in 6 Fällen (von 16 DECT-Fällen, 37 %) die DECT-Telefone mindestens vorübergehend oder nachts abgestellt, dabei kam es 5x zu einer Besserung. 2x besserten sich die durch eine Basisstation hervorgerufenen Beschwerden durch einen Umzug von dem Bereich des MF-Senders in die Altstadt bzw. Neubausiedlung. Auch bei vorübergehender Entfernung durch Verreisen konnte eine Linderung festgestellt werden.(bei dem Pat. mit Bornavirus). In einem Fall verringerten sich die Symptome durch Amalgamentfernung und Ausleitung.
Zur Veranschaulichung bringe ich einige Fallschilderungen:
* Ein Mann mit einer schweren Ausprägung des geschilderten Krankheitsbildes, mit geschwollenem Gesicht, hervortretenden Augen, Nebenhöhlenentzündung. Er hatte zwei DECT-Telefone und sechs Computer in seinem Büro stehen, in dem er schlief. Außerdem litt er unter extremer Schwäche. Er war Radsportler und fuhr sonst 200 Kilometer am Tag. Er sagte, seine Muskeln würden sofort steif, wenn er sich aufs Fahrrad setze. Ich habe bei ihm eine Amalgambelastung festgestellt. Vom DECT-Telefon wollte er nichts wissen, er sagte: “Ach, wenn ich es nicht habe, hat es der Nachbar.“ Seine Ehefrau war sehr hektisch, fühlte sich krank, ebenso seine Kinder. Die Frau sagte: “Ich halte es nicht mehr aus mit dem Mann!“ Er sagte: “Irgendwann bringe ich noch jemanden um!“
* Einer älteren Frau ging es sofort besser, nachdem sie ihr DECT-Telefon abgestellt hatte.
* Ein ganz schlimmer Fall: ein 34jähriger Mann, mit Borna-Virus infiziert, hatte Kopfschmerzen, Depressionen und wurde sehr, sehr aggressiv, schrie mich an. Er bekam schließlich noch Tinnitus und Herzrhythmusstörungen, brach mehrmals nachts auf der Toilette zusammen. Im Urlaub fühlte er sich wohler. Die Ehefrau war ebenfalls sehr hektisch und erschöpft. Kürzlich traf ich den Mann auf der Straße, er war sehr stark abgemagert, mit sehr stark glänzenden Augen. Die Ehefrau hatte sich von ihm getrennt.
* Eine Frau mit einem chronischen Müdigkeitssyndrom, eine mir 1997 noch unbekannte Erkrankung. Die Patientin schilderte mir, wie sie keine zehn Minuten mehr gehen konnte, und schweren Tinnitus hatte. Der Ehemann litt seit einem halben Jahr an chronischer Polyarthritis der Hände.
* Eine 39jährige Angestellte eines Telekommunikationsunternehmens litt an Ängsten und Herzrhythmusstörungen, wenn sie morgens zur Arbeit fuhr. Sie war von der psychischen Ursache überzeugt. Bei Nachfrage stellte sich heraus, dass die Ängste erst auftraten, wenn sie in den Hof der Firma einfuhr, unterhalb mehrerer Mobilfunkantennen. Bei Besprechungen, wenn 10 Mitarbeiter mit eingeschalteten Handys und DECT-Telefonen neben ihr saßen, wollte sie, wie sie sagte, am liebsten schreiend herauslaufen. Sie trug an Ohren, Hals, Hand- und Fußgelenken Metallschmuck, was zweifellos zur Verstärkung der Symptomatik beitrug.
* Eine 49jährige Frau mit einer wahnhaften Depression und Rückenbeschwerden, wahrscheinlich im Sinne einer Fibromyalgie, berichtete, dass ihre beiden heranwachsenden Söhne in ein und derselben Nacht das Bett genässt hatten. In ihrem Wahn drehte sich alles darum, dass sie ihre Kinder geschädigt hätte, indem sie an ihnen ihr TENS-Gerät ausprobiert hätte, das der Orthopäde ihr verschrieb. Es ist nicht auszuschließen, dass dies Gerät, das der Nervenstimulation dient, wenn es eingeschaltet wird, auch die Hochfrequenz des nahen Senders überträgt. Alle Kinder haben schwere Akne, die Tochter leidet zusätzlich an Periodenstörungen und Haarausfall.
* Eine 28jährige Türkin fiel in den Psychotherapiesitzungen auf durch ihre unruhigen Beinbewegungen (wie restless legs - auch eins dieser neuerdings häufiger beschriebenen Krankheitsbilder, deren Ursache unklar ist), durch ihr Grimassieren und heftige Gestik. Eines Tages saß sie freundlich und ruhig lächelnd da. Gesprächsweise stellte sich heraus, dass ihr Handy defekt war und sie deshalb nicht wie gewohnt mit ihrem Freund nachts stundenlang telefonieren konnte (sie hatte das Handy neben sich im Bett liegen). Die nächsten zwei Male war sie ähnlich ruhig. Als sie ein neues Handy geschenkt bekam, trat die nervöse Symptomatik wieder auf.
* Zuletzt möchte ich noch traumatisierte Asylbewerber erwähnen, die in einem Wohnheim in ca. 500 Meter Abstand zum Sender untergebracht waren. Sie boten in extremer Form die bekannten Symptome. Ich habe früher, vor dem Ausbau des Mobilfunks, auch Ausländer behandelt und traumatisierte Menschen, die nicht in dieser Art auffällig waren. Ich erlaube mir die Vermutung, dass viele der sog. Posttraumatischen Belastungsstörungen durch Hochfrequenzbelastung hervorgerufen werden.
Zur Diskussion:
Da ich als Psychotherapeutin gewohnt bin, meine Patienten intensiv anzuschauen, entgeht mir ein so diskretes Symptom wie „glänzende“ oder „glasige“ Augen nicht. Bekannt ist dies Phänomen bei Fieber und bei Hyperthyreose. Es dürfte durch toxische Reizung des Thermoregulationszentrums im Hypothalamus zustande kommen.
Auffällig viele Patienten müssen Zahnextraktionen wegen „Vereiterung“ durchführen lassen, wahrscheinlich ist damit die chronische, anaerob verlaufende Kieferostitis gemeint. Überzufällig häufig finden sich außer der in einem Zweidrittel der Fälle vorhandenen Metallbelastung auch Chemikalienbelastungen. Auch danach musste ich intensiv fragen, spontan wird dies in der Regel nicht genannt.
Warum entgehen diese Krankheitsbilder den niedergelassenen Allgemeinmedizinern so häufig bzw. warum werden sie als psychisch bedingt eingestuft? Die Patienten sind tatsächlich psychisch sehr auffällig, nur eben aus hirnorganischen Gründen, also aufgrund von Funktionsstörungen des Gehirns. Z.B. liegt häufig eine Logorrhoe, ein Redeschwall, vor, der kaum zu bremsen ist. Übliche Laborwerte sind oft nicht aussagekräftig. Außerdem fehlt vielen Ärzten die Zeit, auf die zahlreichen Symptome einzugehen, und die meisten Patienten nennen sie nicht spontan; sie sehen ja selber keinen Zusammenhang z.B. zwischen Kopfschmerzen, Ischialgie, Depression mit Weinerlichkeit. Isoliert wahrgenommene Symptome bringen keinen Erkenntnisgewinn, erst die Zusammenschau macht das Ausmaß der Beeinträchtigung deutlich. Die Erschöpfung ist den Menschen manchmal schon nach 20 Minuten Therapiegespräch anzumerken. Was das für die Arbeitsfähigkeit bedeutet, liegt auf der Hand.
Um einen üblichen Einwand zu entkräften: kaum einer meiner Patienten hielt die Hochfrequenzbelastung für einen Auslöser seiner Beschwerden, wie auch an der Beibehaltung des DECT-Telefons bei den meisten meiner Patienten zu sehen ist.
Es gibt inzwischen viele seriöse Studien zu Gesundheitsschäden durch Mobilfunk bei Tieren und Menschen. Wie inzwischen aus den Untersuchungen der Bamberger Ärztin Dr. Waldmann-Selsam hervorgeht, findet sich eine deutliche Korrelation zwischen der Häufigkeit und Schwere der Symptome und den erhobenen Hochfrequenz-Messwerten. Bereits bei einer Exposition von 10 Mikrowatt pro Quadratmeter treten Symptome auf. Es ist anzunehmen, dass hier auch ein Zeitfaktor eingeht: je länger die Exposition andauert, um so häufiger treten Symptome auf, erst erkranken die „Empfindlichen“, später die anderen.
Ich fasse zusammen:
Anhand einer Sammlung von 65 Fällen aus einer psychotherapeutischen Praxis werden Zusammenhänge zwischen bestimmten neuartigen Symptomenkomplexen mit der Belastung durch Mobilfunk und DECT-Telefone aufgezeigt, mithilfe einer Befragung und Beurteilung der Wohnsituation laut Stadtplan. Durch den weiteren Ausbau des Mobilfunks werden die Belastungen weiter zunehmen. Leider ist zum jetzigen Zeitpunkt der Ausbau des Mobilfunks und die Verbreitung der DECT-Telefone so weit fortgeschritten, dass kaum noch jemand als unbelastet gelten kann.
Dr. Christine Aschermann · Eichenstraße 6 · 88299 Leutkirch
http://www.buergerwelle.de/pdf/beobachtungen_hen.rtf
http://omega.twoday.net/search?q=Aschermann
http://omega.twoday.net/search?q=Selsam