29
Feb
2004

Strahlen machen Sorgen

Uni-Dozent Warnke warnt: Von Mobilfunksendemasten gehen Gefahren aus - Stadt will Infos von Anbietern

Von WILFRIED TRAPP

Eine Bürgerinitiative kämpft gegen Sendeanlagen von Mobilfunk-Betreibern. Sie befürchtet Gesundheitsschäden. Dies bestätigte Uni-Dozent Ulrich Warnke weitgehend gegenüber dem Umweltausschuss.

St. Ingbert. "Gefahren, die nicht sichtbar sind, machen Angst. Unsere Aufgabe ist es, den Bürgern bei der Bewältigung ihrer Ängste zu helfen und sie vor Gefahren zu schützen." Diesen markanten Satz sagte Oberbürgermeister Winfried Brandenburg in der jüngsten Sitzung des Bau- und Umwelt-Ausschusses. Er sagte ihn nach dem Vortrag, den Ulrich Warnke von der Universität des Saarlandes gehalten hatte. Warnke sprach über Gefahren, die von Mobilfunkbasisstationen ausgehen. Diese Basisstationen decken eine Fläche von mehreren Quadratkilometern ab. Sie übertragen Signale an Mobiltelefone mittels elektromagnetischer Felder. Die Mobilfunkanbieter wollen die vorhandenen Funknetze auf den neuen UMTS-Standard aufrüsten. Die neue Übertragungstechnik UMTS (Universal Mobile Telecommunications System) soll mobiles Surfen, Datenübertragung und Multimedia über das Handy noch bequemer und schneller machen.

Stadträte wurden immer ernster

In der öffentlichen Sitzung waren auch Bürger anwesend, die in der Nähe der Sendemasten wohnen, die an der Straße Auf Mühlental und auf dem Hobels stehen. "Es gibt zwar noch keinen Beweis. Aber es gibt nach allen vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnissen Hinweise darauf, dass elektromagnetische Felder gesundheitliche Beeinträchtigungen hervorrufen." Das ist das Fazit von Ulrich Warnkes Vortrag. Warnke ist unter anderem Dozent in technischer Bio- und Umweltmedizin. Seit 1969 forscht er auf dem Gebiet "Wirkungen elektromagnetischer Schwingungen und Felder auf Organismen". Die Gesichter der Mitglieder des Bau- und Umweltausschusses veränderten sich während des Vortrags. Sie wurden immer ernster. Vor allem als Warnke davon sprach, dass es immer mehr Ernst zu nehmende Studien gebe, die die Schädlichkeit der Strahlung nachweisen würden. Dabei werde zwischen Gefährdung und Schädigung unterschieden. "Gefährdungen sind Befindlichkeitsstörungen wie Kopfweh, Erbrechen oder Tinnitus. Schädigungen sind etwa Krebs oder Tumore im Kopf", so Warnke. Der Fachmann bemühte das Recht: "EU-Recht sagt ganz klar, wenn es plausible Hinweise auf Gefährdung gibt, ist Vorsorge zu treffen."

Kopfschmerzen und Übelkeit

Ein Hinweis sei eine Studie, die drei niederländische Ministerien in Auftrag gegeben hatten. Die Doppelblind-Studie - die Beteiligte wussten nicht, ob die Station aktiv ist oder nicht - zeige eindeutig, dass die Strahlung zumindest Kopfschmerzen, Übelkeit und Tinnitus verursache, sagte Warnke. Sie belege zudem, dass Erinnerungsvermögen und Reaktionszeit litten. "Die Ausführungen Warnkes zeigten eindeutig, dass Mobilfunk-Strahlung schädlich ist", sagte Helmut Fackler von der Bürgerinitiative Auf Mühlental nach dem Vortrag. Warnke bestätigte, dass sowohl die UMTS-Frequenzen, als auch die herkömmlichen GMS-Frequenzen seiner Ansicht nach schädlich seien. "Die Ausführungen haben gezeigt, dass unsere Sorgen nicht nur berechtigt sind, sie wurden sogar in erschreckender Weise übertroffen", meinte Helmut Fackler. Ulrich Warnke erklärte, dass andere europäische Länder die Gefahr ernster nähmen, als Deutschland. So seien etwa in Spanien und Portugal zahlreiche Antennen in der Nähe von Schulen und anderen sensiblen Orten auf richterlichen Beschluss abgebaut worden. Für Helmut Fackler ist es bestürzend, dass die Kommune offensichtlich nicht genau über den Sachstand der in St. Ingbert installierten Sendeanlagen informiert sei.

Von Seiten der Stadt wurde bestätigt, dass die Betreiber bisher nicht verpflichtet gewesen seien, über eine Aufrüstung zu informieren. "Die Kommune muss eine weitere Aufrüstung unterbinden", forderte Fackler. Der Ausschuss beauftragte die Verwaltung zu klären, ob und wann die Anlagen Hobels und Mühlental aufgerüstet wurden. Der zuständige Sachbearbeiter Michael Werner erklärte: "Die Betreiber haben sich freiwillig dazu verpflichtet, mit den Gemeinden über ihre Planungen zu kommunizieren." Ulrich Warnke entgegnete, dass Untersuchungen ergeben hätten, dass sich die Betreiber oft nicht an solche oder ähnliche Selbstverpflichtungen hielten. Die Stadt will nun Konzepte von allen Mobilfunk-Anbietern anfordern. "Die Kommunen müssen Zeit gewinnen. Die Studien werden immer konkreter", meinte Warnke.

http://www.sol.de/sz/stingbert/2794,650334.html


Quelle: http://www.buergerwelle.de/body_newsletter_290204.html
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